... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Dienstag, 26. Juni 2012

Ferne.


In den Jahren meiner ersten Jugend bin ich oft auf hohen Bergen allein gestanden, und mein Auge hing lange an der Ferne, an dem verklärten Duft der letzten zarten Hügel, hinter denen die Welt in tiefe, blaue Schönheit versank. Alle Liebe meiner frischen, begehrlichen Seele floß in eine große Sehnsucht zusammen und trat mir feucht ins Auge, das mit verzaubertem Blick die milde ferne Bläue trank. Die heimatliche Nähe erschien mir so kühl, so hart und so klar, so ohne Luft und Geheimnis, und dort war alles so mild getönt, so überflossen von Wohllaut, Rätsel und Lockung.
Ich bin seither ein Wanderer geworden und bin auf allen jenen duftig fernen Hügeln gestanden. Sie waren kühl, hart und klar, aber jenseits, weiter hinaus, lag wieder jene in Ahnung aufgelöste, selig blaue Tiefe - noch edler und sehnsuchtweckender. Noch oft sah ich sie verlockend liegen. Ich widerstand ihrem Zauber nicht, ich ward heimisch in ihr und ward fremd auf den Hügeln der Nähe und Gegenwart. Und das nenne ich nun das Glück: sich hinüberneigen, blaue Gefilde in weiter Abendferne erblicken und sie in kühler Nähe für Stunden vergessen. Das ist das Glück, etwas anderes als meine Jugend meinte, etwas Stilles und Einsames, schön, doch nicht fröhlich.
Aus meinem stillen Einsiedlerglück lernte ich die Weisheit, allen Dingen den Flaum des Fernen zu lassen, nichts in das kühle, grausame Licht der alltäglichen Nähe zu rücken und alles so zu berühren, als wäre es vergoldet, so leicht, so leise, schonend und hochachtend.
Hermann Hesse