... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Montag, 15. Mai 2017

Dank

Vieles verdanke ich denen, 
die ich nicht liebe.

Erleichterten Seufzer, mit dem ich quittiere,
daß jemandem anders sie nahestehn.

Die Freude, weil nicht ich
der Wolf ihrer Schafe bin.

Friede mit ihnen
und Freiheit mit ihnen,
denn das kann die Liebe nicht geben,
nicht nehmen.

Auf sie warte ich nicht
vom Fenster zur Tür.
Geduldig
fast einer Sonnenuhr gleich
begreife ich, 
was Liebe nicht greift,
verzeih ich, 
was Liebe niemals verziehe.

Von erster Bewegung zum Brief
verfließt nicht die Ewigkeit,
bloß ein paar Tage und Wochen.

Reisen mit ihnen sind immer gelungen,
gelungen die gemeinsam gehörten Konzerte,
die besuchten Kathedralen,
die klar umrissenen Landschaften.

Und wenn wir uns trennen
die sieben Berge und Flüsse,
so sind das Berge und Flüsse,
nachprüfbar auf der Karte.

Ihnen vor allem gebührt das Verdienst,
daß ich in drei Dimensionen lebe,
in einem unpoetischen, untheoretischen Raum,
mit einem Horizont, der wahr ist, denn er bewegt sich.

Selber wissen sie nicht, 
wieviel sie in leerer Hand tragen.

"Nichts schulde ich ihnen",
würde die Liebe sagen
zu diesem Stoff.

Wisława Szymborska
aus: Wisława Szymborska, Vokabeln. Gedichte, Volk und Welt Verlag, 1979, Berlin