... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Montag, 21. Mai 2012

Jede Zeit ist meine Zeit


Ein Mann schleppt sich müden Schrittes die Landstraße entlang. Keuchend, nach Atem ringend, bleibt er stehen, dann bricht er zusammen unter der Last seines schweren Rucksackes.
Aus dem Morgennebel tritt eine Frau auf ihn zu: “Was hast Du? Warum stehst Du nicht auf?”
“Ich kann nicht”, stöhnt der Mann, “die Last meines Rucksackes erdrückt mich.”
“Dann laß ihn liegen, und geh weiter.”
“Das kann ich nicht”, jammert der Mann, “in ihm steckt mein Leben, meine Zeit.”
Die Frau schüttelt den Kopf: “Sieh nur, was Du dir antust, wie Du daliegst, nennst Du das Leben? Öffne den Rucksack, und sieh Dir Deine Zeit an, deren Sklave Du geworden bist.”
Der Mann tut, was ihm die Frau befiehlt. Der Rucksack ist voller Pakete, viele schon total zerfleddert, dennoch fest verschnürt. Mit einer großen Schere schneidet die Frau die Schnüre auf: “Schau, schau nur hin, was du mit Dir herumschleppst! Lohnt sich diese Last?”
Da liegt es vor dem Mann: vergangenes, gewesenes, vergilbtes Leben. Der frische Morgenwind treibt den zerbröckelten Inhalt des Rucksacks vor sich her, weiter, immer weiter, bis er sich in der Ferne in Staub auflöst.
Der Mann erhebt sich, dehnt seine Schultern und merkt, wie sie breit und stark werden. Und setzt seinen Weg fort.
“Ja”, ruft die Frau, “geh nur – geh weiter! Es gibt noch viel für Dich zu tun. Denn jede Zeit ist Deine Zeit.


Lotti Huber