... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Dienstag, 23. Oktober 2012

Zeit und Photographien

   Am Photographieren liebte Alice den Vorgang mehr als das Resultat. Sie liebte es, die Kamera zu öffnen und den neuen Film einzulegen, ihn gerade so weit aus der Kapsel zu ziehen, dass die Perforation in der Führung einrasten konnte, und sich vorzustellen, dass dieser leere Film bald schon etwas aufnehmen würde, aber nicht zu wissen, was, ein paarmal auszulösen, um den Film zu transportieren, sich ein Objekt vorzunehmen, scharf zu stellen, mit dem Oberkörper vor- und zurück gehen und nach eigenem Gutdünken zu entscheiden, ob bestimmte Teile der Realität dazugehören oder ausgeschlossen sein sollten, vergrößert oder verzerrt.

Immer wenn sie das Klicken des Auslösers hörte, gefolgt von einem leichten Rascheln, musste sie daran denken, wie sie als kleines Mädchen im Garten ihres Ferienhauses in den Bergen Heuschrecken gefangen und in den zum Kelch zusammengelegten Händen festgehalten hatte. Sie dachte, dass es beim Photographieren genauso war, dass sie die Zeit einfing und auf Zelluloid festhielt, sie auf dem Sprung zum nächsten Augenblick erwischte.

Paolo Giordano, Die Einsamkeit der Primzahlen, Heyne Verlag, 2011, München