... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Dienstag, 16. Februar 2016

Ein Leben im Handumdrehen


Ein Leben im Handumdrehen.
Eine Aufführung ohne Probe.
Ein Körper ohne Maß.
Ein Schädel ohne Bedacht.

Ich kenne die Rolle, die ich spiele, nicht.
Ich weiß nur, sie ist unauswechselbar, mein.

Wovon das Stück handelt, 
werde ich erst auf der Bühne erraten.

Dürftig gerüstet dem Leben zum Ruhm,
ertrage ich das mir aufgezwungene Tempo mit Mühe.
Ich improvisiere, obwohl ich das Improvisieren verwerfe. 
Ich stolpere auf Schritt und Tritt über die Unkenntnis.
Mein Sosein schmeckt nach Provinz.
Meine Instinkte sind Dilettantismus.
Das Lampenfieber, das mich rechtfertigt, demütigt mich um so mehr.
Die mildernden Umstände scheinen mir grausam.

Nicht rücknehmbar sind die Worte und Gesten,
die Sterne nicht zählbar,
und der Charakter, gleich einem Mantel, im Laufen zu Ende geknöpft - 
das sind die kläglichen Folgen der Eile.

Probte man wenigstens rechtzeitig einen Mittwoch,
oder man wiederholte den Donnerstag noch!
Aber schon naht der Freitag mit dem mir fremden Dialog.
Ist das in Ordnung - frag ich
(mit heiserer Stimme,
denn nicht einmal hüsteln durfte ich hinter Kulissen).

Es täuscht der Gedanke, die Bewährung sei nebensächlich,
überflüssig, in provisorischen Raum verwiesen. Nein.
Ich steh vor den Dekorationen und seh, wie solide sie sind.
Die Präzision verschiedener Requisiten fällt auf.
Der Drehmechanismus funktioniert seit geraumer Zeit.
Sogar die entferntesten Nebel sind angezündet.
Kein Zweifel, es ist die Premiere.
Und was ich auch tue, 
verwandelt sich ein für alle Male in das, was ich tat.

Wisława Szymborska