... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Samstag, 6. Februar 2016

Fragen, die ich mir stelle


Was ist der Inhalt eines
Händedrucks oder Lächelns?
Bist du bei der Begrüßung 
niemals unzugegen,
so wie ein Mensch dem Menschen,
welcher Urteil spricht
gleich auf den ersten Blick?
Ob du ein Schicksal 
öffnest wie ein Buch,
und nichts in seiner Schrift, 
nicht in der Type
Rührung suchst?
Du drücktest dich darum
und gabst zur Antwort
- statt ehrlich zu sein - einen Scherz.
Wie kalkulierst du Verluste?
Freundschaften, unerfüllte,
Welten, in Eis geschlagene.
Weißt du, daß man die Freundschaft
mitschaffen muß, wie Liebe?
Einer hielt da nicht Schritt
bei diesem strengen Werk.
Gabs in den Fehlern der Freunde
keine Schuld von dir?
Jemand klagte, verzagte.
Wie viele Tränen trockneten,
bis du zur Hilfe kamst?
Ob du, für das Glück der Jahrtausende
mitverantwortlich,
die einzelnen Minuten,
die Tränen im Gesicht
nicht mißachtest?
Vermeidest du denn niemals
fremde Mühe?
Ein Glas stand auf dem Tisch
und keiner hats gesehen,
erst als es dann zerbrach,
im Leichtsinn umgeworfen.

Ist denn von Mensch zu Mensch
alles so selbstverständlich?

Wisława Szymborska
aus: Wisława Szymborska, Vokabeln. Gedichte, Volk und Welt Verlag, 1979, Berlin