... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Mittwoch, 17. Februar 2016

EINE STADT


Ich stieg ein paar Gassen hinauf bog ein- zweimal um die Ecke
lief immer der Nase nach lief und lief
                                          eine Tür tat sich auf ich trat ein
                                                  verlor mich im eigenen Innern

die Stadt kenne ich nicht
solche Häuser sah ich noch nie
einige Ameisenbauten andere leer
einige Fensterfronten andere blinde Gemäuer
ich folgte einer Straße eng krumm schmutzig verwinkelt
im Bogen führte sie mich zurück an die alte Stelle
es verschlug mich in die Mitte eines asphaltierten Boulevards
eine lange breite Allee bis zum Sonnenaufgang 
wenn es in einem Stadtviertel regnet
                                     scheint im nächsten die Sonne
                                                               im dritten der Mond

ich ging über eine Brücke 
die eine Hälfte von Lampen erleuchtet
                                       die andere finster
ich sah zwei Bäume Stamm an Stamm
an einem zittert kein Blatt
der andere krümmt sich wimmert und ächzt
in einer Stadt ähnelt nichts einander
                             ausgenommen die Menschen
die waren Zwillinge Drillinge Fünflinge Neunlinge Millionlinge
alle ängstlich
    alle Helden
        alle dumm
            alle klug
                alle Schweine 
                    alle Engel.

Nâzim Hikmet, Leipzig, 7. September 1961