... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Samstag, 22. April 2017

Entdeckung

Ich glaube an die große Entdeckung.
Ich glaube an den Menschen, der die große Entdeckung macht.
Ich glaube an die Angst des Menschen, der die große Entdeckung macht. 

Ich glaube an die Blässe seines Gesichts,
an seinen Brechreiz, den kalten Schweiß auf der Lippe.

Ich glaube an das Verbrennen der Niederschriften,
an ihr Verbrennen zu Asche,
zur letzten.

Ich glaube an das Verschütten der Zahlen,
ihr reueloses Verschütten.

Ich glaube an die Eile des Menschen,
an die Genauigkeit seiner Bewegung,
an seinen unbezwungenen Willen.

Ich glaube an das Zerschlagen der Tafeln,
an das Vergießen der Flüssigkeiten, 
an das Verlöschen der Flamme. 

Ich meine, daß es gelingen wird,
und daß es dann nicht zu spät sein wird,
und daß sich die Sache ganz ohne Zeugen abspiele wird.

Niemand wird es erfahren, ich bin dessen sicher,
weder die Ehefrau noch die Wand, 
auch nicht der Vogel, er könnte es sonst verpfeifen.

Ich glaube an die lässige Hand,
ich glaube an die verpfuschte Karriere,
ich glaube an die vertane Arbeit vieler Jahre,
ich glaube an das ins Grab genommene Geheimnis.

Mir kreisen diese Worte über den Regeln.
Sie suchen keine Stütze bei den Exempeln.
Mein Glaube ist fest, blind und ohne Begründung.

Wisława Szymborska / Juli 1970
aus: Wisława Szymborska, Salz. Gedichte, Suhrkamp, 1973, Frankfurt