... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Dienstag, 4. April 2017

VIELLEICHT WIRD'S NIE WIEDER SO SCHÖN


Ich denk noch manchmal an den Sonntag,
ich war vielleicht acht Jahre alt.
Ich ging mit Vater ins Museum,
da drinnen war es hundekalt.
Er nahm mich unter seinen Mantel
und sagte: "Komm, wir spieln Kamel!"
Wir stapften kichernd durchs Museum,
die Aufsichtstanten guckten scheel.
An der verschneiten Haltestelle
durft ich auf seinen Füßen stehn.
Ich hielt mich fest an ihm und dachte:
"Vielleicht wird's nie wieder so schön.

Bevor wir auseinander gingen,
fuhr unsere Klasse noch einmal
in ein Barackenferienlager
mit einem kleinen See im Tal.
Am letzten Abend ein Getuschel:
"Wir treffen uns am See heut Nacht."
Wir schlichen uns aus den Baracken,
die Lehrer sind nicht aufgewacht.
Wir schwammen nackt ans andre Ufer
und haben uns schüchtern angesehn
im weißen Mondlicht. Und ich dachte:
"Vielleicht wird's nie wieder so schön,
hee, mmh, vielleicht wird's nie wieder so schön."

Am Bahnsteig lernte ich sie kennen,
sie hatten ihren Zug verpasst,
die sieben polnischen Studenten,
jetzt waren sie bei mir zu Gast.
Die Mädchen schmierten ein paar Brote,
die Jungen haben Wein besorgt,
und ich hab mir bei meinen Nachbarn
'nen Stapel Decken ausgeborgt.
Wir sangen "Dona nobis pacem",
"Give peace a chance" und "Penny Lane".
Als wir uns früh umarmten, dacht ich:
"Vielleicht wird's nie wieder so schön,
mmh, hee, vielleicht wird's nie wieder so schön."

Damals im Zelt mit meiner Freundin,
die erste Nacht mit ihr allein.
Wir wagten nicht, uns auszuziehen
und krochen in den Schlafsack rein.
Wir schmiegten uns ganz aneinander,
ich hab nur ihr Gesicht berührt.
Als sie schon schlief, hab ich noch immer
ihr Atmen wie ein Glück gespürt.
Obwohl mir schon die Arme schmerzten,
ich dacht nicht dran, mich umzudrehn.
Es wurde Morgen, und ich dachte:
"Vielleicht wird's nie wieder so schön,
mmh, vielleicht wird's nie wieder so schön."

Noch manchmal, wenn wir uns umarmten,
oft grundlos traurig, grundlos froh.
Einmal, als ich ein Mädchen hörte
in einer Kirche, irgendwo.
Als wir klitschnass am Waldrand hockten,
und ein Regenbogen stand.
Und wenn ich plötzlich Menschen mochte,
die ich zuvor noch nicht gekannt.
Wenn ich's vor Heimweh nicht mehr aushielt,
fuhr nachts zurück, um dich zu sehn.
In vielen Augenblicken dacht ich:
"Vielleicht wird's nie wieder so schön,
mmh, hee, vielleicht wird's nie wieder so schön."

Gerhard Schöne