... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Dienstag, 17. Oktober 2017

Fast schmerzlos

   So war das. Kaum einen Kilometer in der Minute, also hing das alles lange genug in der Luft, um ins Gedächtnis zu sinken; einen Abdruck zu hinterlassen wie Millionen anderer Bilder, die man dann in sich trägt und derentwegen der Mensch einem wirren Kaleidoskop gleicht und das Leben einer Halluzination, denn nichts von dem, was man betrachtet, ist, was es ist. Immer scheint etwas durch, schwimmt an die Oberfläche wie ein Tropfen Olivenöl, opalisiert, schillert und lockt wie Teufelswerk, wie ein Irrlicht, eine unendliche Verführung. Nichts kann man anfassen, ohne gleich etwas anderes zu berühren. Wie in einem alten Haus, wo ein leiser Tritt genügt, damit zwei Zimmer weiter die Gläser in der Anrichte klirren. So funktioniert der Verstand, und so bewahrt er uns vor dem Wahnsinn, denn wie könnte man leben, wenn die Ereignisse in der Zeit steckten wie Nägel in der Wand? Die Spinnweben der Erinnerung umgarnen den Kopf, und auch die Gegenwart ist deshalb nebelhaft, man kann sich sicher sein, daß sie fast schmerzlos zur Vergangenheit werden wird. 

Andrzej Stasiuk
aus: Andrzej Stasiuk, Die Welt hinter  Dukla, Suhrkamp, 2002, Frankfurt am Main