... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Donnerstag, 19. Oktober 2017

So war das

   So war das vor dreihundert Jahren mit dem damals nicht existierenden Fenster. Eisen, Holz, verrußte Öfen, modernde Dachziegel, Stickluft, das Halbdunkel bewölkter Tage, Feuchtigkeit, die niedrige Decke, Mäuse, die Wände von Gerüchen durchdrungen, und Türen, eine Vielzahl von Türen, Fluchten von Zimmern, Fluren, Schränken, Anrichten, Kisten, Fächern, in denen Staub, Spinnweben und abgestandene Luft der Zeit ausgesetzt waren, ihrem monotonen Strömen, das seinen Niederschlag auf der Oberfläche der Dinge hinterläßt. Das alles gleicht so sehr dem Gedächtnis mit seiner unberechenbaren Struktur und der unfaßbaren Zahl von Orten, an denen alles wieder und noch einmal von vorn beginnen kann wie in einem wahnwitzigen Inventar, einem gründlichen Verzeichnis der Dinge und Möglichkeiten, das niemals seinen Grund erreicht, denn immer tut sich gleich ein weiterer auf und noch einer, denn der kleinste Augenblick teilt sich ja in noch kleinere, und diese kleineren zersprühen wie ein Funkenregen zu Hunderten von Sternen, und jeder von ihnen ist anders in Farbe, Geschmack und Gestalt, und so immer weiter, bis der Verstand selbst explodiert: das ist die einzige Unendlichkeit, die wir haben, alles andere sind nur Krümel von ihr, zum Quadrat erhoben und reglos gemacht, also leblos. 
   Endlich passierte etwas. Jemand trat ein. Nur zwei Leute, doch das genügte. Ich stand auf, verließ die Kneipe und versuchte, den Tunnel zu finden, jene Passage, die sie mit mit ihren eigenen Leibern durch den Nachmittag gegraben hatten. 

Andrzej Stasiuk
aus: Andrzej Stasiuk, Die Welt hinter Dukla, Suhrkamp, 2002, Frankfurt am Main