... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Mittwoch, 8. März 2017

Frauenbildnis

Dazusein hat sie, zur Auswahl.
Sich zu verwandeln, daß nur nichts sich ändert.
Leicht ist das, schwer, unmöglich, wert eines Versuchs.
Ihre Augen sind nach Bedarf grün oder grau
oder schwarz, lustig und ohne Grund voller Tränen.
Sie schläft mit ihm, als sei sie die erste vom Ufer,
die einzige auf dieser Welt.
Sie gebiert ihm vier Kinder, kein Kind oder ein einziges.
Naiv ist sie, doch sie kommt bestens zu Rande.
Schwach, doch wird sie die Lasten tragen.
Wenn es an Köpfchen ihr fehlt, wird sie es haben.
Jaspers liest sie und Frauengazetten.
Kennt sich mit Schrauben nicht aus und baut Brücken.
Jung, wie es heute in Mode, jung, ist sie noch immer jung.
Hält in der Hand einen Spatz mit gebrochenem Flügel,
eigenes Geld zu weiter und langer Reise,
hält Fleischwolf, Kompresse, ein Glas voll Wodka.
Wohin läuft sie so eilig, ist sie nicht müde.
Aber nein, nur ein bißchen, sehr müde, geschafft, doch das macht nichts.
Entweder sie liebt ihn, oder sie hat die Nase voll, 
gut oder schlimm, auf Gedeih und Verderb. 

Wisława Szymborska
aus: Wisława Szymborska, Vokabeln. Gedichte, Volk und Welt Verlag, 1979, Berlin