... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Montag, 13. März 2017

Glückliche Liebe


Glückliche Liebe. Ist das normal,
ist das seriös, und ist das nützlich - 
was hat schon die Welt von zwei Menschen,
die diese Welt nicht sehen?

Zu sich erhoben ohne Verdienst,
die ersten besten von einer Million, allerdings überzeugt,
es habe so kommen müssen - als Preis wofür?
Für nichts.

Von nirgendwoher fällt Licht - 
weshalb gerade auf die und nicht andre? 
Beleidigt es nicht die Gerechtigkeit? Ja.
Verletzt es nicht alle sorgsam gehäuften Prinzipien,
stürzt die Moral nicht vom Gipfel? Verletzt und stürzt.

Seht euch die Glücklichen an:
wenn sie sich doch nur verstellten,
Niedergeschlagenheit spielten, damit die Freunde auf ihre Kosten kämen!

Hört, wie sie lachen - schimpflich.
Mit welcher Zunge sie sprechen - scheinbar verständlich.
Und diese ihre Zeremonien, Zierereien,
die findigen Pflichten gegeneinander - 
es ist wie eine Verschwörung hinter dem Rücken der Menschheit.

Es läßt sich schwerlich voraussehen, was daraus würde,
wenn sich ihr Beispiel nachahmen ließe. 
Worauf Religion und Dichtung noch bauen könnten, 
was hielte man fest, was ließe man sein,
wer bliebe noch gern im Kreis? 

Glückliche Liebe. Muß das denn sein?
Takt und Vernunft gebieten, sie zu verschweigen
wie einen Skandal aus den höheren Kreisen.
Prächtige Babies werden ohne ihr Zutun geboren.

Sie könnte die Erde, da sie so selten vorkommt,
niemals bevölkern.

So mögen alle, denen die glückliche Liebe fremd ist,
behaupten, es gäbe sie nicht. 

Mit diesem Glauben lebt es und stirbt es sich leichter.

Wisława Szymborska