... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Mittwoch, 15. März 2017

Perspektive


Sie gingen aneinander vorbei wie Fremde,
ohne eine Geste, ohne ein Wort,
sie auf dem Weg in den Laden,
er zum Auto.

Vielleicht in Panik
oder zerstreut
oder nicht mehr wissend,
daß sie sich kurze Zeit
für immer geliebt haben.

Übrigens ist nicht garantiert,
daß sie es waren.
Von weitem vielleicht ja,
aus der Nähe aber nicht.

Ich sah sie vom Fenster aus,
und wer von oben schaut,
kann sich leicht irren.

Sie verschwand hinter der Glastür,
er setzte sich ans Steuer
und fuhr schnell davon.
Das heißt, nichts ist geschehen,
selbst wenn.

Und ich, nur einen Moment lang
sicher, was ich sah,
versuche jetzt in einem Gelegenheitsgedicht
euch, den Lesern, einzureden,
das sei traurig gewesen.

Wisława Szymborska

Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall.
Aus: Glückliche Liebe und andere Gedichte. Berlin: Suhrkamp Verlag 2012.