... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Donnerstag, 6. Juli 2017

Verstehen heißt antworten

Fragen sollen es sein,
gebannt soll jede Gefahr sein
in ihrer Obhut, in ihrer Fürsorge?

Der das glaubt, den wollte ich. 

Wäre da nicht die Behauptung, 
Tage wie diese, voller Begehren,
voller Widerstände, wollen keine Fragen,
wollen Antworten.
Fragen haben uns alles voraus,
haben so viele Antworten abgeschüttelt
um bei sich zu bleiben, nicht bei uns,
die wir sie beschwören
und doch keine Geduld für sie haben.

Ich habe sie doch gesehen, in der S-Bahn,
die Frage, die keine Antwort mehr ertrug, 
zwei Stationen starrte mich 
aus einem Augenpaar das Entsetzliche an,
das nach Trost verlangt und den Trost
schon längst verleugnet hat.

Antworten kann man auch ohne Frage: 
Kommt sie nach Hause, 
macht die Tür auf, hört ihn sagen:
"Ich küsse dich schön."

Küssen ist eine schöne Antwort.
Es antwortet 
auf die liebste Frage 
und entlässt sie, 
in was auch immer,
in irgendeine Art
von Nicht-Gebraucht-Werden,
in ihre Kindheit,
als auch sie eine Antwort war:
"Ich küsse dich, 
wenn du mich küsst,
aber ich zuerst,
bald ist Abend, 
bald ist Tag, 
morgen wieder." 

Keine Frage.

Orsolya Kalász
aus: Orsolya Kalász, Das Eine, Brüterich Press, 2016, Berlin