... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Mittwoch, 12. Juli 2017

Verdreckt, verlottert

Auf der Hundestraße traf meine Seele
mein Herz. Am Boden zerstört, aber lebendig,
verdreckt, verlottert und voll der Liebe.
Auf der Hundestraße, dort, wo niemand laufen mag.
Einer Straße, wo nur die Dichter unterwegs sind,
wenn nichts mehr zu tun bleibt.
Ich aber hatte noch so viel zu tun!
Und dennoch: Da war ich, ließ mich töten
von den roten Ameisen und auch
von den schwarzen, unterwegs in den 
verlassenen Dörfern: Angst und Schrecken
aufgetürmt bis zu den Sternen.
Ein Chilene, aufgewachsen in Mexiko, hält alles aus,
fand ich, aber das war nicht die Wahrheit.
In den Nächten weinte mein Herz. Fluss des Seins, so sprachen
ein paar fiebrige Lippen, die ich später als die eigenen identifizierte,
Fluss des Seins, oh, Fluss des Seins, Ekstase,
die sich an den Ufern dieser verlassenen Gefilde einschmiegt.
Philosophen und Theologen, Seher und 
Wegelagerer tauchten auf
wie wässrige Wirklichkeiten in einer aus Metall.
Nur aus Fieber und Dichtung entstehen Visionen.
Aus Liebe und Gedächtnis.
Nicht aus jenen Wegen, Ebenen.
Jenen Labyrinthen.
Und meine Seele traf am Ende auf mein Herz.
Das war krank, ja, ja, aber lebendig.

Roberto Bolaño 
aus: Roberto Bolaño, Die romantischen Hunde, Hanser, 2017, München