Nicht
die vertraute Nähe deiner Stirn, hell wie ein Fest,
noch
die Gewohnheit deines Körpers, wiewohl mysteriös und schweigsam und
mädchenhaft,
noch
die Abfolge deines Lebens, das zu Wörtern und Schweigen wird,
werden
eine so rätselvolle Gunst sein
wie
die Betrachtung deines Schlafs, verflochten
in die
Wacht meiner Arme.
Wie
durch ein Wunder wieder Jungfrau durch die freisprechende Macht des
Schlafes,
ruhig
und leuchtend wie ein Glück, das das Gedächtnis erwählt,
wirst
du mir dieses Ufer deines Lebens schenken, das du selbst nicht
besitzt.
Der
Ruhe hingegeben
werde
ich diesen letzten Strand deines Seins von fern erblicken,
und
dich zum ersten Mal sehen, vielleicht,
wie
Gott dich sehen muß,
aufgehoben
die Fiktion der Zeit,
ohne
die Liebe, ohne mich.
Jorge
Luis Borges
aus:
Jorge Luis Borges, Mond gegenüber, Fischer Taschenbuch Verlag, 1991,
Frankfurt / Main, S. 95