... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Dienstag, 24. November 2015

Ich danke dir, mein Herz


Ich danke dir, mein Herz,
daß du nicht säumst, daß du dich regst
ohne Entgelt und ohne Lob,
aus angeborenem Fleiß.

Siebzig Verdienste hast du in einer Minute.
Jede deiner Muskelbewegungen
ist wie ein Anstoß des Bootes
ins offene Meer
zur Fahrt um die Welt.

Ich danke dir, mein Herz,
daß du mich ab und zu
herausnimmst aus der Ganzheit,
als Einzelheit selbst im Traum.

Du sorgst dafür, daß ich mich nicht
ganz und gar verflüchtige
in einem Flug,
der keine Flügel brauchst.

Ich danke dir, mein Herz,
daß ich wieder erwacht bin - 
und obwohl es Sonntag ist,
ein Tag der Ruhe,
hält der Verkehr unter den Rippen an
wie sonst an den Wochentagen.

Wisława Szymborska
aus: Wisława Szymborska, Deshalb leben wir, Suhrkamp, 1980, Frankfurt am Main



Montag, 16. November 2015

The Cathedral


Freitag, 13. November 2015

Sintel

Traurig und wunderschön!

Mittwoch, 11. November 2015

Euphorie, Euphorie

Salmen spricht für sich... 

Dienstag, 10. November 2015

Manches bleibt

Patrick Salmen liest "Manches bleibt" aus dem Buch "Distanzen"

Montag, 9. November 2015

Kranführer Josef

Einer von Salmens eher leiseren Texten. 
Ich mag ihn sehr. L.

Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen

Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen. Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln, im Gästezimmer der Familie auszuruhen. Anstelle dessen bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller. Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der Ältere ein Loch in der Wand und reparierte es.

Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der Ältere: "Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen." In der nächsten Nacht rasteten die Beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen. Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr alleiniges Einkommen gewesen ist, lag tot auf dem Feld.

Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können? Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm, meinte er anklagend. Die zweite Familie hatte wenig, und du ließest die Kuh sterben.

Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen, antwortete dieser.
Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von der Gier zerfressen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte ich die Wand, sodass er es nicht finden konnte.
Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um die Frau des Bauern zu holen. Ich gab ihm anstatt ihrer die Kuh.
Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.

anonym


Montag, 2. November 2015

Nur die Liebe


 
Arbeit wartet auf mich
die ich immer verschiebe
Nur der Flug
berechtigt mein Herz
zu schlagen
Nur der Gedanke der Ewigkeit
unterstützt meinen Atem
Nur die Liebe
erlaubt mir
ein Mensch zu sein

Rose Ausländer
aus: Liebesgedichte, Rimbaud Verlag, 2010, Aachen