... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Donnerstag, 31. März 2011

Sourire

Ich gehe
im Bett
spazieren

Am Ufer des Ganges
und zur
Mauer Abazzia

Mein Herz
liegt in der
rostigen
Hülle der Trauer

Meine Wege
führen ins Glück

Rose Ausländer

http://www.youtube.com/watch?v=0xVRlDpDnQg

Montag, 28. März 2011

Was der Wind in den Sand geschrieben...


Dass das Schöne und Berückende
Nur ein Hauch und Schauer sei,
Dass das Köstliche, Entzückende,
Holde ohne Dauer sei:
Wolke, Blume, Seifenblase,
Feuerwerk und Kinderlachen,
Frauenblick im Spiegelglase
Und viel andre wunderbare Sachen,
Dass sie, kaum entdeckt, vergehen,
Nur von Augenblicks Dauer,
Nur ein Duft und Windeswehen,
Ach, wir wissen es mit Trauer,
Und das Dauerhafte, Starre
Ist uns nicht so innig teuer:
Edelstein mit kühlem Feuer,
Glänzendschwere Goldesbarre;
Selbst die Sterne, nicht zu zählen,
Bleiben fern und fremd, sie gleichen
Uns Vergänglichen nicht, erreichen
Nicht das Innerste der Seelen.
Nein, es scheint das innigst Schöne,
Liebenswerte dem Verderben
Zugeneigt, stets nah dem Sterben,
Und das Köstlichste: die Töne
Der Musik, die im Entstehen
Schon enteilen, schon vergehen,
Sind nur Wehen, Strömen, Jagen
Und umweht von leiser Trauer,
Denn auch nicht auf Herzschlags Dauer
Lassen sie sich halten, bannen;
Ton um Ton, kaum angeschlagen,
Schwindet schon und rinnt von dannen.
So ist unser Herz dem Flüchtigen,
Ist dem Fließenden, dem Leben
Treu und brüderlich ergeben,
Nicht dem Festen, Dauertüchtigen.
Bald ermüdet uns das Bleibende,
Fels und Sternenwelt und Juwelen,
Uns in ewigem Wandel treibende
Wind- und Seifenblasenseelen,
Zeitvermählte, Dauerlose,
Denen Tau am Blatt der Rose,
Denen eines Vogels Werben,
Eines Wolkenspiels Sterben,
Schneegeflimmer, Regenbogen,
Falter, schon hinweg geflogen,
Denen eines Lachens Läuten,
Das uns im Vorübergehen
Kaum gestreift, ein Fest bedeuten
Oder wehtun kann. Wir lieben,
Was uns gleich ist, und verstehen,
Was der Wind in den Sand geschrieben.

Hermann Hesse



Donnerstag, 24. März 2011

Treffen

Papierbogen
Schneefläche gespannt
auf der meine Finger
Pfeilen gleich fliegen
zu ihrem Bestimmungsort
Bestimmungwort

Wortreise
minutenweit
und weiter
bis zum Punkt
wo ich mich treffe
mit deinem Wort

Rose Ausländer


Sonntag, 20. März 2011

Ein Holzstern


EIN HOLZSTERN, blau,
aus kleinen Rauten gebaut. Heute, von
der jüngsten unserer Hände.

Das Wort, während
du Salz aus der Nacht fällst, der Blick
wieder die Windgalle sucht:
-Ein Stern, tu ihn,
tu den Stern in die Nacht.

(-In meine, in
meine.)

Paul Celan (1920 - 1970)



Donnerstag, 17. März 2011

Noch bist du da

Wirf deine Angst
in die Luft

Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter das Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends

Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da

Sei was du bist
Gib was du hast

Rose Ausländer





Dienstag, 15. März 2011

La terre est bleue comme une orange

La terre est bleue comme une orange
Jamais une erreur les mots ne mentent pas
Ils ne vous donnent plus à chanter
Au tour des baisers de s'entendre
Les fous et les amours
Elle sa bouche d'alliance
Tous les secrets tous les sourires
Et quels vêtements d'indulgence
À la croire toute nue.

Les guêpes fleurissent vert
L'aube se passe autour du cou
Un collier de fenêtres
Des ailes couvrent les feuilles
Tu as toutes les joies solaires
Tout le soleil sur la terre
Sur les chemins de ta beauté.


Paul Éluard


http://www.youtube.com/watch?v=Wcn9zaiotbU




Dienstag, 8. März 2011

Worte

Wenn meinen Worten die Silben ausfallen vor Müdigkeit
und auf der Schreibmaschine die dummen Fehler beginnen
wenn ich einschlafen will
und nicht mehr wachen zur täglichen Trauer
um das was geschieht in der Welt
und was ich nicht verhindern kann

beginnt da und dort ein Wort sich zu putzen und leise zu summen
und ein halber Gedanke kämmt sich und sucht einen anderen
der vielleicht noch eben an etwas gewürgt hat
was er nicht schlucken konnte
doch jetzt sich umsieht
und den halben Gedanken an der Hand nimmt und sagt zu ihm:

Komm

Und dann fliegen einige von den müden Worten
und einige Tippfehler die über sich selber lachen
mit oder ohne die halben und ganzen Gedanken
aus dem Londoner Elend über Meer und Flachland und Berge
immer wieder hinüber zur selben Stelle

Und morgens wenn du die Stufen hinuntergehst durch den Garten
und stehenbleibst und aufmerksam wirst und hinsiehst
kannst du sie sitzen sehen oder auch flattern hören
ein wenig verfroren und vielleicht noch ein wenig verloren
und immer noch ganz dumm vor Glück daß sie wirklich bei dir
sind


Erich Fried

















Dienstag, 1. März 2011

Au petit matin




Meine Schuhe von mir geworfen, das Glück des winzigen Augenblicks vernachlässigend die Flucht ergriffen, im stummen ergriffenen Tanz das Denken abgestreift, dann irgendwann die Augen geschlossen
und wortlos geweint.


Zwei Hände legen sich auf meine Augen. Und drehen mich um.



die stunden steigen herauf sterne ablegend und es ist
morgen
in die straßen des luftraums kommt das licht lieder streuend


auf erden wird eine kerze
gelöscht die stadt
erwacht
mit einem lied auf den
lippen tod in den augen


und es ist morgen
die welt
zieht aus träume zu morden...


ich seh in die straßen wo starke
männer brot graben
und ich seh die brutalen gesichter der
leute satt hässlich hoffnungslos grausam glücklich

und es ist tag,


im spiegel
seh ich einen zarten
menschen
träume
träumend
träume im spiegel

und es
ist dämmerung auf erden


eine kerze wird angezündet
und es ist dunkel
die leute sind daheim
der zarte mensch im bett
die stadt

schläft mit tod auf den lippen und einem lied in den augen
die stunden steigen herab
sterne anlegend...


in den straßen des luftraums kommt die nacht lieder streuend


E. E. Cummings (1894 - 1962)




http://www.youtube.com/watch?v=rBB9acKV0Q0&NR=1