... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Freitag, 30. Juni 2017

April auf dem Lande

Es war Sommer und Winter.
Das Wasser am Fluß,
wie es stieg.
Nebel zwischen den Hügeln.
Im Tal die Villen
der Reichen,
verriegelt, rosa und weiß.
Fuchs und Eule 
unsichtbar verborgen,
ein Arbeitstag für Mäuse und Reiher.
Und der Mann, der Frauen liebte, einsam,
seine Gedanken nicht bei den Vögeln.
Tau oder Regen
auf den gekerbten Blättern,
der Ruf eines Zuges
aus der Tiefe.
Wie viele, dachte er, 
wie viele Speichen hat das Rad
eines einzigen 
Tages?

Cees Nooteboom
aus: Cees Nooteboom, Licht überall, Suhrkamp Verlag, 2013, Berlin


Donnerstag, 29. Juni 2017

Mitternacht

Der junge Mann an seinem Tisch
ist ein alter Mann, in eine Zeitung gewickelt.
Es ist Mitternacht, der Tiefkühlmond
ahnt den Weg wohin,

will aber noch nicht. Ein Geist
führt das Buch, in dem das Geschick
lagert, der Schriftsteller 
fehlt, "ist gleich wieder da",

hüte den Laden! Aus der Vergangenheit
schlüpft ein Satz, getarnt,
die Stiefel auf der Straße
suchen ihren Weg in spröden Jahren.

Gewalt ist sanftmütig, der junge Mann
schaut rüber zum alten Mann,
bis der seine Zeitung zu Flügeln faltet
und wegfliegt, ohne zu grüßen.

Auch woanders 
singt es leise.

Wie eine Taube,
die aufgibt.

Cees Nooteboom
aus: Cees Nooteboom, Licht überall, Suhrkamp Verlag, 2013, Berlin


Time is such a hungry beast...

Die Kunst des Verlierens


Die Kunst des Verlierens studiert man täglich.
So vieles scheint bloß geschaffen, um verloren zu gehen und so ist sein Verlust nicht unerträglich.
Lerne zu verlieren, Tag für Tag.
Akzeptiere den Aufruhr um Schlüssel, die du verlierst.
Ich verlor zwei Städte, verlor zwei Flüsse, einen Kontinent.
Ich vermisse sie, aber es war nicht unerträglich.
Selbst dich zu verlieren, deine scherzhaften Worte;
eine Geste, die ich liebe.
Sogar hier wird es wahr sein.
Ich werde sehen, die Kunst des Verlierens studiert man täglich.
Auch wenn es einem vorkommt, als wär's (schreib's auf!) 
als wär's unerträglich.

Elizabeth Bishop

Ich denke, zu diesem Filmjuwel brauche ich nichts zu schreiben...


Mittwoch, 28. Juni 2017

Wiedererkennung

Da sah er 
im Park von Charlottenburg
eine Silhouette, scharf
im blendenden 
Sonnenlicht.

Augenblick.
Scheu der ihrige,
paßte zum fallenden Blatt,
dem Schwarz des Weihers,
der Kälte eines anderen Leben.

Was sie sah?
Einen Mann auf einer Bank,
der träumt von einem Gedicht.

Herbst, später Nachmittag.
Die Raben kehrten heim,
schreiende Flecken.

Cees Nooteboom
aus:
Cees Nooteboom, Licht überall, 
Suhrkamp Verlag, 2013, Berlin


Montag, 26. Juni 2017

Esta noite

Esta noite saio à rua
Neste meu quarto fechado
//:O que no peito se amua
São dores e eu triste trago-as
Na boca em forma de um fado://
Entre as mãos trémulas frias
Da solidão a buscar-me
//:Sai-me do peito redondo
Um suspiro e as agonias
A que não quero mais dar-me://
A luz sombria do quarto
Em que a mágoa se acentua
//:Ponho de parte o que eu chamo
A dor de um passado ingrato
Esta noite saio à rua://
Não vou carpir mais as mágoas
Esta noite não me escondo
Esta noite não reclamo
Ana Moura

Alle Anderen

Klug komponierter Film - ziemlich sehenswert!

Sonntag, 25. Juni 2017

Im Spätrot

Im Spätrot schlafen die Namen:
einen
weckt deine Nacht
und führt ihn, mit weißen Stäben entlang-
tastend am Südwall des Herzens,
unter die Pinien:
eine, von menschlichem Wuchs,
schreitet zur Töpferstadt hin,
wo der Regen einkehrt als Freund 
einer Meeresstunde.
Im Blau 
spricht sie ein schattenverheißendes Baumwort
und deiner Liebe Namen 
zählt seine Silben hinzu.

Paul Celan
aus: Paul Celan, Liebesgedichte, Insel Verlag, 2003, Frankfurt am Main & Leipzig


Samstag, 24. Juni 2017

Nacht

Nachts, Wolkengebäuden entlang,
und eine letzte Terrasse aus Mondlicht,
der Traum verbotener Reisen,
ein Tor, für immer verschlossen,
nun halb offen, die Gefahr eines anderen
Lebens, ein Gedicht

von einem verkehrten Dasein,
wo der Tod keine Sense hat,
ein Freier auf goldenen Hufen,
der deine Brüste streichelt
und den Teppich der Sterne ausrollt
für dich, um zu schlafen,

Licht überall, bis auf die Zähne
des Raubtiers, auf die Nägel
des Mörders und das glänzende Messer,
das das letzte Wort schreibt,
Feuer, und dann mit deinen Augen von niemand 
sehen ohne jemals ein Ende,

sehen, wer du warst.

Cees Nooteboom
aus: Cees Nooteboom, Licht überall, Suhrkamp Verlag, 2013, Berlin


Freitag, 23. Juni 2017

Bekleidet mit Sprengstoff

Ich muß jetzt die Schminke kaufen gehen, hinter der ich mich
jeden Tag verstecke, damit niemand merkt, wie klein meine
Augen sind, wie Maus- oder Elefantenaugen. Seit einer Stunde 
will ich schon gehen, aber mein warmes Zimmer hält mich zurück, die 
Einsamkeit, die mir diesmal behagt, und die Bücher, die ich wie 
Männer über mein Bett verstreut habe, mit denen ich schlafe, in
einer Orgie aus Armen und Beinen, die mir den Verdruß am
Leben austreiben und die Brustwarzen zerkratzen, das Geschlecht
und mich füllen mit ihrem Samen aus Buchstaben, die
mich befruchten, und ich will nicht auf die Straße gehen mit
traurigem Gesicht, während ich lieber aus vollem Herzen lachte,
aus keinem anderen Grund als dem, mit Wörtern schwanger zu
sein, gegen die Konsumgesellschaft, die mich liebt mit ihren 
Schaufenstern, worin unerschwingliche Dinge liegen, die ich mit 
all meinen weiblichen Hormonen ablehne, wenn ich an die 
ausgelaugten und tristen Gesichter der Leute in der Stadt denke,
wie sie heute morgen aufgestanden sind, wie sie immer aufstehen,
und wie sie solange weiter aufstehn werden, bis wir uns endlich
Dynamit überstreifen und in die Regierungsgebäude eindringen
und in die Ministerien und in die Kasernen, ein Streichholz in
der Hand.

Gioconda Belli


Donnerstag, 22. Juni 2017

Vormittag


Der Wind singt sein Schlaflied
mit träumendem Rauschen,
die Blätter umschmeichelt er weich.
Ich laß' mich verführen, dem Liede zu lauschen,
und fühl' mich den Gräsern gleich.

Es schauern die Lüfte
und kühlen mein heißes, 
in Sehnsucht gehülltes Gesicht. 
Die ziehenden Wolken verstreuen ihr weißes,
der Sonne gestohlenes Licht.

Die alte Akazie
verrieselt ihr Schweigen
in zitterndem Blättergeschwirr.
Die Düfte der Erde erheben sich, steigen
und fallen dann wieder zu mir.

1. August 1941
Selma Meerbaum-Eisinger (1924 - 1942)
aus: Selma Meerbaum-Eisinger, Ich bin in Sehnsucht eingehüllt, Fischer Taschenbuch Verlag, 1987, Frankfurt




Mittwoch, 21. Juni 2017

Mit einer Katze im Bett zu schlafen

Ich weiß nicht, ob ich Katzen mag.
Hunde sind mir lieber.
Hunde lügen nicht so gerne.
Aber schön ist es, mit Katzen im Bett
zu schlafen, irgendwo in der Nähe
der Füße, dort, wo die Zehen
vorsichtig in eine nächtliche Welt
Ausschau halten wie Mauerwächter
einer sehr alten Stadt, der Stadt
des Schlafs auf der Hochebene der Dunkelheit -
die Katze also, nicht allzu nah,
doch in einer Art Einverständnis
mit den Zehen, diesen zehn Wächtern
gegen Dunkelheit, Chaos, Nichts
und gegen den Lärm eines fernen Zuges.
Und der Schlaf der Katze ruft in mir
einen tieferen Schlaf hervor,
ihre Art, sich wie ein Fötus einzurollen
um ihren eigenen Mittelpunkt,
gibt mir ein Gefühl der Vertrautheit,
ein Heimatgefühl,
so als wäre diese Welt
ein gänzlich natürlicher
Aufenthalt.

Lars Gustafsson



Dienstag, 20. Juni 2017

Thy fingers - Deine finger

Thy fingers make early flowers of
all things.
thy hair mostly the hours love:
a smoothness which
sings, saying
(though love be a day)
do not fear, we will go amaying.

thy whitest feet crisply are straying.
Always
thy moist eyes are at kisses playing,
whose strangeness much
says; singing
(though love be a day)
for which girl art thou flowers bringing?

To be thy lips is a sweet thing
and small. 
Death, Three i call rich beyond wishing
if this thou catch,
else missing.
(though love be a day
and life be nothing, it shall not stop kissing). 

Deine finger machen frühlingsblumen
aus allen dingen.
dein haar lieben am meisten die horen:
ein geschmeide das
singt zu erfreuen:
(ob liebe ein tag ist)
sei nicht bang, es geht in den maien.

mit weißesten füßen tanzt du in den reihen.
Immer
spielen deine feuchten augen küssen,
deren seltsamkeit vieles
mag sagen, und singen:
(ob liebe ein tag ist)
welcher maid magst du blumen bringen?

Deine lippen zu sein ist ein liebes
und klein.
Tod, ich nenn Dich reich ohne maßen
fängst du dies ein
magst sonst alles missen.
(ob liebe ein tag ist
und leben ein nichts, soll nicht enden das küssen).

ee cummings
aus: ee cummings, Poems - Gedichte, 
Langewiesche-Brandt, 1994, Ebenhausen


Montag, 19. Juni 2017

...wie schmeckt das wohl paniert?

Der anständige Österreicher, der tritt nicht in Deutschland auf. Der bleibt eher zu Hause, im eigenen Land, und genießt all das, was uns Gott gegeben ... und der Vertrag von Versailles gelassen hat.  - Lisa Eckhart mal wieder auf gewohnt hohem Niveau!

Sonntag, 18. Juni 2017


Der Fluß lobsingt die Sterne im Gebüsch!
Geruch von Pfefferminz und Thymian!
Ein kleiner Wind macht unsre Stirnen frisch
So hat es Gott uns Kindern angetan
Das Gras ist weich: das Weib ohn Bitternis
Die schönen Weiden machen alles froh:
Heut ist die Lust den Willigen gewiß:
Es ist zum Nimmerwiederfortgehen so.

Bertolt Brecht
aus: Bertolt Brecht, Gedichte über die Liebe, Bibliothek Suhrkamp, 2004, Berlin



Samstag, 17. Juni 2017

Hörst du

Hörst du wie die Brunnen rauschen,
Hörst du wie die Grille zirpt?
Stille, stille, laß uns lauschen,
Selig, wer in Träumen stirbt.
Selig, wen die Wolken wiegen,
Wem der Mond ein Schlaflied singt,
O wie selig kann der fliegen,
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Daß an blauer Himmelsdecke
Sterne er wie Blumen pflückt:
Schlafe, träume, flieg', ich wecke 

Bald dich auf und bin beglückt.

Clemens Brentano
aus: Blaue Gedichte, Reclam, 2006, Stuttgart

Für L., für den famosen Abend.


Freitag, 16. Juni 2017

Lupe

Sie arbeitete in Guerrero, ein paar Straßen weiter von Juliáns Wohnung,
sie war siebzehn und hatte ein Kind verloren. 
Sie musste weinen, wenn sie sich erinnerte, da, im Zimmer, im Hotel Trebol,
geräumig, dunkel, mit Bidet und Klo, der ideale 
Platz, um ein paar Jahre auszuhalten. Der ideale Platz zum Schreiben,
Memoiren, apokryphe, oder einen Kranz Horrorgedichte. Lupe
war schlank und hatte lange Beine, gefleckt wie bei den Leoparden. 
Beim ersten Mal bekam ich nicht mal eine Erektion:
Hatte ich auch nicht erwartet. Lupe erzählte von ihrem Leben
und von dem, was für sie das Glück war. 
Nach einer Woche sahen wir uns wieder. Ich traf sie
an einer Straßenecke mit den anderen Kindernutten,
sie lehnte an den Kotflügel eines alten Cadillacs.
Ich glaube, wir freuten uns über das Wiedersehen. Von da an
begann mir Lupe, Dinge aus ihrem Leben zu erzählen, mal unter Tränen, 
mal beim Vögeln, fast immer nackt im Bett, den Blick geheftet an die Zimmerdecke,
Hand in Hand mit mir. 
Ihr Sohn kam krank zur Welt, und Lupe versprach der Jungfrau,
sie werde das Gewerbe an den Nagel hängen, wenn ihr Baby nur gesund blieb. 
Ein, zwei Monate hielt sie ihr Gelöbnis, dann musste sie weitermachen. 
Dann starb ihr Sohn, und Lupe sagte, schuld daran sein sie,
sie hätte ihr Versprechen nicht gehalten. 
Die Jungfrau holte sie das Engelchen wegen eines nicht gehaltenen Versprechens.
Mir fiel dazu nichts ein.
Sicher, Kinder mochte ich, 
aber noch sollte es dauern, bis ich wusste, 
was es heißt, ein Kind zu haben. 
Und so schwieg ich, dachte daran, wie merkwürdig das war,
die Stille in jenem Hotel.
Entweder waren die Mauern reichlich dick oder wir die einzigen Gäste
oder die übrigen machten nicht einmal den Mund auf, wenn sie stöhnten.
Es war so einfach, Lupe zu etwas zu bringen und sich wie ein Mann zu
fühlen, wie ein Haufen Elend. Es war so einfach, sich an ihren Rhythmus 
anzupassen und ihr dabei zuzuhören
wie sie die Horrorfilme nacherzählte, die sie gesehen hatte,
im Kino der Calle Bucareli.
Ihre Leopardenbeine knoteten sich um meine Hüfte
und sie verbarg den Kopf an meiner Brust und suchte nach den Brustwarzen
oder dem Schlag des Herzens.
Da will ich dir einen blasen, sagte sie eines Nachts.
Häh, Lupe? Am Herzen.

Roberto Bolano
aus: Roberto Bolano, Die romantischen Hunde, Carl Hanser Verlag, 2017, München




Donnerstag, 15. Juni 2017

Schau,

  durchs Fenster sieht man schon silbrig glänzend den sibirischen Fluss des anbrechenden Morgens.
   Dein Herz schlägt in meiner Hand, unsere Herzen schlagen in unseren Händen, alle Herzen schlagen in allen Händen. 
   Bald wird die Sonne aufgegangen sein. 

Mathias Énard
aus: Mathias Énard, Der Alkohol und die Wehmut, Matthes und Seitz, 2016, Berlin


Mittwoch, 14. Juni 2017

Buchseiten sind Blütenblätter, ...


..., der Reisebericht endete mit den Worten: "Buchseiten sind Blütenblätter, die vom grünen Käfer des Vergessens angenagt werden."
   Ich klappte das kleine Bändchen langsam zu, schaute meinen Stift an und meine luxuriösen, hoffnungslos leeren Notizhefte, mein Glas, meine Flasche, meine Regale, die verdreckte Wohnung, das sich türmende Geschirr, und ich dachte, es gibt nicht viele Dinge, die wirklich wichtig sind im Leben, weder die Werke, die man schreibt, noch die Bücher, die man liest, und auch nicht das Schicksal, das alles wird letztlich von einem winzigen Tierchen zernagt wie eine zerbrechliche Blume, es war traurig, traurig und fröhlich zugleich, ...

Mathias Énard
aus: Mathias Énard, Der Alkohol und die Wehmut, Matthes und Seitz, 2016, Berlin



Man kann nur nach vorn schauen.
Wir sind Züge, die sich auf einer Einbahnstrecke kreuzten, im Volldampfrussland, im versengenden und kalten Moskau, im geheimnisvollen Ural, und wurden fortgetragen von endlosen Flüssen.
Wir sind uns verloren gegangen. 

Mathias Énard
aus: Mathias Énard, Der Alkohol und die Wehmut, Matthes und Seitz, 2016, Berlin


Dienstag, 13. Juni 2017

wohl nur


Am Ende fressen die Städte uns doch nicht. Sie schlingen uns nicht in ihre Gedärme hinunter wie Jonas, lassen uns nicht im Zwielicht endloser unterirdischer Netze verschwinden, sondern sie verwandeln uns; sie bewohnen uns, nicht wir sie, sie verändern unseren Gang, geben unseren Schritten den Rhythmus vor, lenken unsere Aussprache und unsere intimsten Gewohnheiten. 
Man ist wohl nur auf dem Land wirklich man selbst, zwischen Kühen oder in einer Klosterzelle beziehungsweise dem Abteil eines Zugs zwischen zwei Bahnhöfen, die Augen von Schneeflocken besänftigt, ...

Mathias Énard
aus: Mathias Énard, Der Alkohol und die Wehmut, Matthes und Seitz, 2016, Berlin



...


Du wirst aufwachen und wir werden uns auf eine lange Reise machen, diesmal werden wir bis zum Baikalsee, bis zum Stillen Ozean gelangen, im Winter, wenn alles gleich aussieht und ruhig ist; bis zum Baikalsee, hörst du? Bis zum stillen Ozean! Ich werde an dich geschmiegt daliegen, in einem Abteil, das die Nacht teilt und das unermessliche, unter den Sternen graue Schneebett. Du hast noch Züge zu nehmen und Hände zu halten! Brich nicht ohne mich auf, bitte! 

Mathias Énard
aus: Mathias Énard, Der Alkohol und die Wehmut, Matthes und Seitz, 2016, Berlin


Montag, 12. Juni 2017

Wir Gleichgepolten, ...


Wir Gleichgepolten, du und ich, haben einander angesichts dieser Kompassnadel abgestoßen. Ich bin abgereist, weil Jeanne mich gebeten hatte abzureisen, und du? 
Es gibt keine Unfälle. Du hast dich Stück für Stück von der Nacht auffressen lassen. 
Wie ich.

Mathias Énard
aus: Mathias Énard, Der Alkohol und die Wehmut, Matthes und Seitz, 2016, Berlin


[...]






[...], die Dinge gehen vorüber, nur vier Jahre sind vergangen und ich habe den Eindruck, seitdem tausend Leben gelebt und alle Züge dazu gebracht zu haben, mir bis ans Ende der Welt hinterherzurollen. 

Mathias Énard
aus: Mathias Énard, "Der Alkohol und die Wehmut", Matthes und Seitz, 2016, Berlin






Sonntag, 11. Juni 2017

Flucht und Sehnsucht


Wolodja, man vererbt keine Liebe, indem man weggeht, man nimmt sie mit sich. 
Mathias Énard
aus: Mathias Énard, Der Alkohol und die Wehmut, Matthes und Seitz, 2016, Berlin



Wie du weißt, heißt fliehen siehen. Indem man flieht,
behält man die Liebe und erschafft sich eine Erinnerung.
Man opfert alles für die Liebe und alles, was man
opfern kann, ist die Liebe. Bleibt man, opfert man
die Flucht und erschafft sich eine Sehnsucht.
Beides erfordert Mut.
Stig Claesson
aus: Fredrik Sjöberg, Die Kunst zu fliehen, Galiani, 2012, Berlin




Samstag, 10. Juni 2017

love


love is thicker than forget
more thinner than recall
more seldom than a wave is wet
more frequent than to fail

it is most mad and moonly
and less it shall unbe
than all the sea which only
is deeper than the sea

love is less always than to win
less never than alive
less bigger than the least begin
less littler than forgive

it is most sane and sunly
and more it cannot die
than all the sky which only
is higher than the sky

liebe ist dichter als vergessen
und dünner als entsinnen
seltner als die wellen nässen
häufiger als misslingen

sie ist so toll und mondlich
soll nicht weniger sein
als alles meer was einzig
tief ist wie meer allein

so ewig nicht wie leben
geringer nie als sein
nicht groß wie kleinster anfang
nicht minder als vergeben

sie ist so klug und sonnlich
und kann nicht sterben eh'r
als aller himmel der nur
ist wie himmel hehr

e.e. cummings





Freitag, 9. Juni 2017

Mustang

Ein mutiger und wunderschöner Film!

Time for ... goosebumps!


Speechless...


Donnerstag, 8. Juni 2017

Mittwoch, 7. Juni 2017

These arms of mine...

Otis en serait vraiment fier...