Du
bist in mein Herz gefallen
wie in ein verlassenes Haus.
Hast die Türen und Fenster weit aufgerissen.
Das Licht kann rein und raus.
wie in ein verlassenes Haus.
Hast die Türen und Fenster weit aufgerissen.
Das Licht kann rein und raus.
Ich
hatte doch schon meinen Frieden,
aber du bist so ne laute Braut.
Du hast mich wieder ausgeschnitten
aus meiner dicken Haut...
Jetzt kommen die fetten Tage, Linda
wir ham so lang auf dich gespart.
Was solln wir Euch sagen, Kinder:
Die Alten sind noch mal am Start!
aber du bist so ne laute Braut.
Du hast mich wieder ausgeschnitten
aus meiner dicken Haut...
Jetzt kommen die fetten Tage, Linda
wir ham so lang auf dich gespart.
Was solln wir Euch sagen, Kinder:
Die Alten sind noch mal am Start!
Ich wusste, wie die Kugel rollt
und war nicht mehr interessiert.
Wenn der Sensenmann mich abgeholt,
hätt ich mich nicht geziert.
Meine
Pistole war geladen
mit dem allerletzten Schuss.
Ich hab sie unterm Kirschenbaum vergraben,
weil ich doch hier bleiben muss.
Jetzt kommen die fetten Tage, Linda
wir ham so lang auf dich gespart.
Was solln wir Euch sagen, Kinder:
Die Alten sind noch mal am Start!
Du bist in mein Herz gefallen,
wie in ein verlassenes Haus.
Hast die Türen und Fenster weit aufgerissen,
das Licht kann rein und raus.
Ach, ich dachte, ich finde nie mehr
heim ins Weihnachtsland,
vielleicht kannst Du mein Lotse sein,
halt mich an Deiner Hand.
Jetzt kommen die fetten Tage, Linda
wir ham so lang auf dich gespart.
Was solln wir Euch sagen, Kinder:
Die Alten sind noch mal am Start!
mit dem allerletzten Schuss.
Ich hab sie unterm Kirschenbaum vergraben,
weil ich doch hier bleiben muss.
Jetzt kommen die fetten Tage, Linda
wir ham so lang auf dich gespart.
Was solln wir Euch sagen, Kinder:
Die Alten sind noch mal am Start!
Du bist in mein Herz gefallen,
wie in ein verlassenes Haus.
Hast die Türen und Fenster weit aufgerissen,
das Licht kann rein und raus.
Ach, ich dachte, ich finde nie mehr
heim ins Weihnachtsland,
vielleicht kannst Du mein Lotse sein,
halt mich an Deiner Hand.
Jetzt kommen die fetten Tage, Linda
wir ham so lang auf dich gespart.
Was solln wir Euch sagen, Kinder:
Die Alten sind noch mal am Start!
Du
bist in mein Herz gefallen,
wie in ein verlassnes Haus.
Hast die Türen und Fenster weit aufgerissen,
das Licht kann rein und raus.
wie in ein verlassnes Haus.
Hast die Türen und Fenster weit aufgerissen,
das Licht kann rein und raus.
Gundermann,
1992
Wem
es bisher entgangen ist: Auf ins Kino!
Wer
erleben möchte, wie ein ganzer Kinosaal leise mitsummt und bis zur
allerletzten Sekunde des Abspanns wie festgenagelt auf den Stühlen
sitzen bleibt, um sich im Halbdunkel noch mehr oder minder verstohlen
die Tränen aus den Augenwinkeln zu wischen, hat beim vorgestern in
den Kinos angelaufenen wundervollen Porträts Gerhard Gundi
Gundermanns nun die einzigartige Gelegenheit dazu! Gundermanns Texte
kommen vermeintlich schlicht und dabei herzergreifend daher, Alexander Scheer
spielt sich scheinbar die Seele aus dem Leibe und gibt einen
Gundermann, in dem sich der echte Gundi vermutlich gut getroffen
hätte fühlen können, Anna Unterberger spielt Conny Gundermann, in
einem immer turbulenten Leben stets an dessen Seite, mutig wie
selbstbewusst und voller Liebe. Die Braunschweiger Zeitung schrieb,
völlig zu Recht, und ich als Kind zweier Ostdeutscher mit Gundermann-Grundimprägnierung sage -
erstaunlicherweise - : "Gundermann ist ein Geschenk. Eine
Zeitmaschine, die Einblicke gewährt in einen Menschen und in ein
System. Aus diesem Film kommt man klüger raus."
Auch
Simon Hauck hat den neuesten Dresen-Film in der Kino-Zeit ausführlich
besprochen, zu finden unter:Kino-Zeit Filmkritik «Gundermann» .
GUNDERMANN (2018)
Eine
Filmkritik von Simon
Hauck
Kann
ein Verräter, selbst wenn er das Herz auf dem richtigen Fleck hat,
wirklich die Welt verbessern? Wie kann man überzeugter Kommunist
sein und im Sozialismus trotzdem systemkritische Lieder singen? Was
machst das mit einem, der sich 1976 als IM für die Stasi anwerben
ließ (Deckname „Grigori“), wenn er erfährt, dass er selbst
jahrelang bespitzelt worden ist? Und warum fährt einer überhaupt
jeden verdammten Arbeitstag wieder in den stickig-braunen Tagebau
zwischen Dresden und Cottbus zurück, obwohl er doch bereits im
Vorprogramm von Bob Dylan oder Joan Baez aufgetreten ist und von
seiner musikalischen Begabung seit den frühen 1990er Jahren längst
schon leben könnte?
Die
kurze, aber überaus facettenreiche Vita jenes Gerhard Gundermann,
der 1955 in Weimar geboren wurde, bald mit seinen Eltern nach
Hoyerswerda kam und dort nach zahlreichen Auf und Ab bis zu seinem
frühen Tod 1998 schließlich irgendwie hängengeblieben ist, steckt
voller Widersprüche. Widersprüche, die es wert sind, erzählt zu
werden, wie Andreas Dresen findet, der ihm und einer atypischen
DDR-Biografie nach immerhin 12-jährigem Kampf um sein Herzensprojekt
einen ganzen Kinofilm geschenkt hat.
Dazu
noch einen überaus guten, ebenso sensibel wie klug inszenierten, was
nicht nur am furios aufspielenden Alexander Scheer in der
titelgebenden Hauptrolle liegt, sondern auch am mit 2 zentralen
Zeitachsen fein austarierten Drehbuch Laila Stielers. Sie arbeitet
jetzt das sechste Mal mit Andreas Dresen (z.B. Wolke
Neun, Willenbrock, Die
Polizistin)
auf bemerkenswerte Weise zusammen. Gemeinsam bilden sie auch
für Gundermann ein
ausgesprochen feinsinniges Kreativduo, das viel Verve, Liebe und
Empathie in das Leben von „Gundi“ bringt, den viele in der DDR
sozialisierte Bürger bis heute in sehr unterschiedlicher Erinnerung
haben.
Für
die einen war der singende Baggerfahrer aus der Lausitz der größte
künstlerische working
class hero,
den die spießig-provinzielle Deutsche Demokratische Republik
überhaupt je hatte: Einer eben, der das Maul aufmachte – nicht
zwingend für seinen eigenen Vorteil, sondern irgendwie auch als
durchaus utopisch veranlagter Idealist, der sich mit den Werten des
Kommunismus tatsächlich vollends identifizieren konnte. „Weil die
Ideale des Kommunismus auch meine ganz persönlichen sind. Wenn es
diese Weltanschauung nicht schon gäbe, hätte ich da auch selbst
darauf kommen können“, bekräftigt er das einmal in einer
besonders bemerkenswerten Szene im Beisein sichtlich angepinkelter
SED-Bonzen, die ihn eigentlich gerade aus der Partei werfen wollen;
zum wiederholten Male übrigens.
Das
versteht sich bei diesem aufmüpfig-clownesken „Gundi“ quasi von
selbst – und war obendrein auch im realen Leben Gundermanns nicht
(viel) anders: 1978 kickte ihn die SED „wegen unerwünschter
eigener Meinung“ erstmals heraus, wie das im kühlen DDR-Duktus
hieß. Die Stasi, die ihn einst selbst ins Boot geholt hatte, warf
ihn 1984 – wie auch die SED im selben Jahr und nun endgültig:
sprich zum zweiten Mal – heraus. Und begann ihn parallel
systematisch zu bespitzeln, belegte ihn mit Auftritts- und
Reiseverboten etc. und machte ihm und seiner Ehefrau Conny (eine
Entdeckung: Anna Unterberger) auch generell in den letzten Jahren des
DDR-Systems das Leben zunehmend schwerer.
Für
die anderen war er der kumpelige Buddy-Typ aus dem schmutzigen
Tagebau-Revier, der trotz zunehmenden musikalischen Erfolgs – von
der Brigade
Feuerstein über
die Zusammenarbeit mit Silly und
der Gründung einer neuen Band mit dem provokanten Namen Die
Seilschaft –
bis zu seiner Arbeitslosigkeit 1997 stets auch einer der ihren war.
Viel zu früh trat er von der Bühne ab und badete zu Hause in seinem
bescheidenen Häuschen mit Mini-Garten in reichlich
Nachwende-Melancholie, was immer noch in einigen seiner
herausragenden Liedzeilen berührend nachhallt: „Ich spul’ den
Film zurück – bis zu jenem Tag, bis zu jener Stelle, als es noch
nicht weg war das Glück“, heißt es da etwa.
Oder
„Verbrenn die armen Träume, reiß das Häuschen nieder. Verkauf
das Holz der Bäume und den Duft vom Flieder“ und besonders
treffend: „Ich gehöre zu den Verlierern. Ich habe aufs richtige
Pferd gesetzt, aber es hat nicht gewonnen.“ Diese gleichsam zarte
wie erdige Poetik hat auch 20 Jahre nach dem Tod seines Schöpfers
eine ungeheure Wirkung, weshalb viele seiner Songs in den neuen
Bundesländern inzwischen fast schon Volkslied-Charakter besitzen und
häufig auf diversen Konzerten gesungen werden, was im übrigen auch
Andreas Dresen selbst zusammen Axel Prahl plus Band regelmäßig
tut.
In
der für den wirklichen Gundermann vollends inspirierenden Mond- und
Endzeit-Landschaft der Lausitz hat Andres Dresen zusammen mit seinem
Stammkameramann Andreas Höfer eine überzeitliche, deutsch-deutsche
Parabel erzählt, die im Grunde wie Gundermanns Leben selbst voller
Widersprüche steckt, die sich jedoch erfreulicherweise ihrer
Leerstellen und Fragezeichen nicht schämt, sondern diese geradezu
herzberührend-offen ins Zentrum ihrer Erzählung stellt.
Für
laue Moralpredigten findet Andreas Dresens
großartiger Gundermann-Film,
der ungeniert zwischen (Anti-)Helden-, Heimat-, Geschichts-, Musik-
und Liebesfilm hin- und her mäandert, glücklicherweise keine Zeit.
Stattdessen nimmt er den Zuschauer mit Leidenschaft und ohne
irgendeinen Hauch von falscher Ostalgie zurück in ein längst
verschwundenes, durchaus faszinierendes Land namens DDR, das man so
tatsächlich noch nicht im deutschen Nachwendekino erlebt hat. Denn
tiefer als hier hat sich der deutsche Film nach 1990 selten in die
Erinnerungen der einstigen Werktätigen und Baggerfahrer
eingegraben.
©
Simon Hauck, Kino-Zeit Filmkritik «Gundermann»
Kurzum
- auf ins Kino! Und wer sich hinterher Gundermann singend auf dem Heimweg
befindet, versteht vermutlich (hoffentlich!) ein wenig mehr von der Welt...
Luise