... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


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Dienstag, 7. November 2017

Der Einsame

Wer einsam ist, der hat es gut,
Weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
Und niemand gibt ihm weise Lehren,
Die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen, geht er still
In Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
Bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot,
Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
Geschützt vor fremden Späherblicken,
Kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
Um angenehm die Zeit zu töten,
Und laut und kräftig darf er prusten,
Und ohne Rücksicht darf er husten,
Und allgemach vergißt man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot,
Ich dachte längst, er wäre tot.
Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
Läßt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.

Wilhelm Busch





Freitag, 13. Oktober 2017

deshalb ist alles erlaubt

   Das Schienennetz verlor sich zwischen niedriger Bebauung. Es war von Rost bedeckt. Gestrüpp, versteckte Winkel, der Geruch der erhitzten Teerdächer - gerade richtig, um sich hinzusetzen, Obstwein zu trinken und die Fernzüge zu betrachten,  in die man niemals einsteigen wird. Besonnte Mauern, kleine Sitzbänke aus ein paar Ziegelsteinen und einem Brett, das Funkeln grüner und brauner Glassplitter, weiße Kapseln, die bunten Müllzungen, die von den Halden herunterleckten, und ein zwölfjähriges Mädchen in Mamas hochhackigen Schuhen mit einem lackierten Kinderwagen, der seine fünfzehn Jahre alt war. Die Eisenbahnvorstädte erinnern immer an Niemandsland - weder lebt, noch wohnt, noch arbeitet man dort, deshalb ist alles erlaubt, und die faulen Züge, die eben erst Anlauf nehmen oder schon wieder abbremsen, verbreiten eine unwirkliche Atmosphäre, und alles ertrinkt im Halbschlaf der Peripherie zwischen Kindheit und Reife, wo Traum und Realität nicht zu trennen sind. 

Andrzej Stasiuk
aus: Andrzej Stasiuk, Die Welt hinter Dukla, Suhrkamp, 2002, Frankfurt am Main