Morgens im Halbdunkel aus der Tram fallen, verschlafener Blick, müder Gang. Den Mantelkragen hochschlagen, den Gedanken an das Aufsetzen eines verwegenen Blickes sofort wieder verwerfen, auf jeden Schritt Acht geben, es ist glatt in dieser kalten klamm gefrorenen Stadt. Und es ist noch immer Winter. Die Schritte, nach und nach sicherer, wacher geworden, führen durch einen kleinen Park. Plötzlich das lächelnde Zwitschern einer Amsel hören, dadurch den Kopf gen Himmel wenden und dann - die Sonne geht auf. Famos. Eigentlich wie jeden Morgen. Und dennoch ein klitzekleines Wunder. Ein zartes Lächeln macht sich breit. Was wird aus diesem Tag? Das ist völlig egal. Die Amsel und die Sonne. Die Sonne und die Amsel. Am Leben sein. Laufen und genießen.
Nachtzauber
Der Mond errötet
Kühle durchweht die Nacht
Am Himmel
Zauberstrahlen aus Kristall
Ein Poem
besucht den Dichter
Ein stiller Gott
schenkt Schlaf
eine verirrte Lerche
singt im Traum
auch Fische singen mit
denn es ist Brauch
in solcher Nacht
Unmögliches zu tun
Rose Ausländer (1901 - 1988)
Keine Gedichte
im Augenblick
ich will leben
Morgen
vielleicht
glückt das Wort
weißes Blatt
Wald voller Vögel
Ich
spitze die Ohren
sehe mit den
Eulenaugen der Nacht
keine Gedichte
Morgen
vielleicht
Rose Ausländer
http://www.myspace.com/davethies/music/songs/fly-away-21888317