Ich danke dir, mein Herz,
daß du nicht säumst, daß du dich regst
ohne Entgelt und ohne Lob,
aus angeborenem Fleiß.
Siebzig Verdienste hast du in einer Minute.
Jede deiner Muskelbewegungen
ist wie ein Anstoß des Bootes
ins offene Meer
zur Fahrt um die Welt.
Ich danke dir, mein Herz,
daß du mich ab und zu
herausnimmst aus der Ganzheit,
als Einzelheit selbst im Traum.
Du sorgst dafür, daß ich mich nicht
ganz und gar verflüchtige
in einem Flug,
der keine Flügel brauchst.
Ich danke dir, mein Herz,
daß ich wieder erwacht bin -
und obwohl es Sonntag ist,
ein Tag der Ruhe,
hält der Verkehr unter den Rippen an
wie sonst an den Wochentagen.
Wisława Szymborska
aus: Wisława Szymborska, Deshalb leben wir, Suhrkamp, 1980, Frankfurt am Main