... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


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Mittwoch, 31. Januar 2018

Süchtig nach Hoffnung

Auf einmal sah sie das Meer, die Ostsee zum ersten Mal, seit sie ein Mädchen gewesen war und fortgehen musste. Die straße folgte der Küstenlinie, Moritz fuhr langsam, er schien in Gedanken zu sein, und Inger blickte aus dem Seitenfenster auf die Weite des Fehmarnbelts mit dem milchigen Himmel. Jeder war süchtig nach Hoffnung und war zugleich vor Hoffnung blind. Immer hatten sie das Gefühl, vorhanden, aber nicht anwesend zu sein. Eine Verbindung fehlte, ein Weg zur Welt, oder ein Weg zu ihr selber? Keiner wollte etwas von Unwirklichkeit wissen, niemand sie wahrhaben. Lieber wollte man weiter hoffen, worauf auch immer.
   "Ich werde sehr traurig", sagte sie.
   Und Moritz: "Frag mich mal."
   Sie konnte nicht mehr mit ihm reden. 

Mirko Bonné, Lichter als der Tag, Schöffling, 2017, Frankfurt am Main

Samstag, 25. Februar 2017

Mittwoch, 2. Januar 2013

Winzige Pause


Deine Freude war in der winzigen Pause 
Zwischen zwei Füllwörtern versteckt. Sie klang 
Wie ein nach Innen geatmetes Lachen.

Früher, als die Worte noch durch ein Kabel krochen
Auf dem Grund des Ozeans, sprach ich laut:
Hörst du mich? Wie spät ist es bei euch?
Das Echo der Stimme im Hof, wie der Hof
Eines Mondes, unscharf, zeitversetzte
Antwort auf ungestellte Fragen.

Heute sprangen die Sätze hin und her
Zwischen einsamen Satelliten, digital zermahlen:
Null und Nichts und Eins und Alles. Leise
Sprach ich, wartete auf deine Millisekunden 
Verspätete Antwort, deine Freude,
Zwischen zwei Füllwörtern.

Die Spürhunde des Netzes, die Rechner
Mit ihren Suchbegriffen, nahmen sie nicht
Ernst als Sicherheitsrisiko. Keiner konnte
Unsere Sprache entziffern. Nur du. Nur
Ich. Es regnet, sagtest du, welch ein trister
Abend in Europas März. Auf der Veranda
Saß ich, im Süden der Wälder, trank Kaffee und hörte 
Den Wind durch Bäume ziehen. Wir schwiegen.
Die vollkommenste Wahrheit ist die Musik.
(Steh mir bei Augustinus!) Die Pause
Zwischen zwei Tönen. Worte, wie eine Schale
Um unser Schweigen, ein Rahmen
In der Unendlichkeit, zu finden, was wir suchen,
Was sich jedem Geräusch versagt, Sphärenklänge
Oder der tonlose Atem der Zeit.
Deine Freude in der winzigen Pause.

Hans-Eckardt Wenzel, Seit ich am Meer bin, matrosenblau Verlag, 2011, Berlin