Deine Freude war in der winzigen Pause
Zwischen zwei Füllwörtern versteckt. Sie klang
Wie ein nach Innen geatmetes Lachen.
Früher, als die Worte noch durch ein Kabel krochen
Auf dem Grund des Ozeans, sprach ich laut:
Hörst du mich? Wie spät ist es bei euch?
Das Echo der Stimme im Hof, wie der Hof
Eines Mondes, unscharf, zeitversetzte
Antwort auf ungestellte Fragen.
Heute sprangen die Sätze hin und her
Zwischen einsamen Satelliten, digital zermahlen:
Null und Nichts und Eins und Alles. Leise
Sprach ich, wartete auf deine Millisekunden
Verspätete Antwort, deine Freude,
Zwischen zwei Füllwörtern.
Die Spürhunde des Netzes, die Rechner
Mit ihren Suchbegriffen, nahmen sie nicht
Ernst als Sicherheitsrisiko. Keiner konnte
Unsere Sprache entziffern. Nur du. Nur
Ich. Es regnet, sagtest du, welch ein trister
Abend in Europas März. Auf der Veranda
Saß ich, im Süden der Wälder, trank Kaffee und hörte
Den Wind durch Bäume ziehen. Wir schwiegen.
Die vollkommenste Wahrheit ist die Musik.
(Steh mir bei Augustinus!) Die Pause
Zwischen zwei Tönen. Worte, wie eine Schale
Um unser Schweigen, ein Rahmen
In der Unendlichkeit, zu finden, was wir suchen,
Was sich jedem Geräusch versagt, Sphärenklänge
Oder der tonlose Atem der Zeit.
Deine Freude in der winzigen Pause.
Hans-Eckardt Wenzel, Seit ich am Meer bin, matrosenblau Verlag, 2011, Berlin