Am Ende fressen die Städte uns doch nicht. Sie schlingen uns nicht in ihre Gedärme hinunter wie Jonas, lassen uns nicht im Zwielicht endloser unterirdischer Netze verschwinden, sondern sie verwandeln uns; sie bewohnen uns, nicht wir sie, sie verändern unseren Gang, geben unseren Schritten den Rhythmus vor, lenken unsere Aussprache und unsere intimsten Gewohnheiten.
Man ist wohl nur auf dem Land wirklich man selbst, zwischen Kühen oder in einer Klosterzelle beziehungsweise dem Abteil eines Zugs zwischen zwei Bahnhöfen, die Augen von Schneeflocken besänftigt, ...
Mathias Énard
aus: Mathias Énard, Der Alkohol und die Wehmut, Matthes und Seitz, 2016, Berlin