Straffer zieht der Wind das Band vor den Brücken
An den Traversen zerrieb
der Himmel sein dunkelstes Blau.
Hüben und drüben wechseln
im Licht unsre Schatten.
Pont Mirabeau... Waterloobridge...
Wie ertragen's die Namen,
die Namenlosen zu tragen?
Von den Verlornen gerührt,
die der Glaube nicht trug,
erwachen die Trommeln im Fluß.
Einsam sind alle Brücken,
und der Ruhm ist ihnen gefährlich
wie uns, vermeinen wir doch,
die Schritte der Sterne
auf unserer Schulter zu spüren.
Doch übers Gefälle des Vergänglichen
wölbt uns kein Traum.
Besser ist's, im Auftrag der Ufer
zu leben, von einem zum andern,
und tagsüber zu wachen,
daß das Band der Berufene trennt.
Denn er erreicht die Schere der Sonne
im Nebel, und wenn sie ihn blendet,
umfängt ihn der Nebel im Fall.
Ingeborg Bachmann