Wo sind
die Tage, die so traurig waren
und deren
Traurigkeit uns so bezwang?Die Sonne scheint. Das Jahr ist sich im klaren.
Es ist, um schreiend aus der Haut zu fahren
und als Ballon den blauen Himmel lang!
Die grünen Bäume sind ganz frisch gewaschen.
Der Himmel ist aus riesenblauem Taft.
Die Sonnenstrahlen spielen kichernd Haschen.
Man sitzt und lächelt, zieht das Glück aus Flaschen
und lebt mit sich in bester Nachbarschaft.
Man könnte, denkt man, wenn man wollte, fliegen.
Vom Stuhle fort. Mit Kuchen und Kaffee.
Auf weißen Wolken wie auf Sofas liegen
und sich gelegentlich vornüber biegen
und denken:"Also, das dort ist die Spree."
Man könnte sich mit Blumen unterhalten
und Wiesen streicheln wie sein Fräulein Braut.
Man könnte sich in tausend Teile spalten
und vor Begeisterung die Hände falten.
Sie sind nur gar nicht mehr dafür gebaut.
Man zieht sich voller Zweifel an den Haaren.
Die Sonne scheint, als hätt' es wieder Sinn.
Wo sind die Tage, die so traurig waren?
Es ist, um förmlich aus der Haut zu fahren.
Die große Schwierigkeit ist nur: Wohin?
Erich Kästner
https://www.youtube.com/watch?v=Lf9yMzC-fPs
Danke an denjenigen, dessen Blog dieses Gedicht entsprang - als Danke für denjenigen, der mich heute Abend zum Lächeln und Wundern brachte. L.