Marc Aurel
... salut de nouveau
Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.
Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,
und du läufst mir jauchzend entgegen.
...
Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!
Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.
Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,
und du läufst mir jauchzend entgegen.
...
Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!
Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)
Mittwoch, 30. August 2017
Dienstag, 29. August 2017
DANN ÖFFNE ICH MEINE ARME
Wieder
auf Reisen. Du fragst oft nach mir.
Ich
telefonier' noch vorm Zu-Bett-Gehn mit dir.
Freu' mich auf den Moment, wenn ich steh' in der Tür,
und du läufst mir jauchzend entgegen.
Wenn du Angst hast kommst du noch auf meinen Schoß.
Manchmal ruft's aus den Zweigen: "Guck mal, ich bin groß!
Papa, komm, fang' mich auf!" Du springst mutig los.
Freu' mich auf den Moment, wenn ich steh' in der Tür,
und du läufst mir jauchzend entgegen.
Wenn du Angst hast kommst du noch auf meinen Schoß.
Manchmal ruft's aus den Zweigen: "Guck mal, ich bin groß!
Papa, komm, fang' mich auf!" Du springst mutig los.
Und
dann öffne ich meine Arme. Und dann öffne ich meine Arme für dich!
Hast du mit dem Skateboard so'n armes Auto gerammt.
Hat der Straßenasphalt dir die Knie zerschrammt.
Oder hat dich die Freundin beschimpft und verdammt,
läufst du heulend mir entgegen.
Manchmal tanzt du auf den Nerven wie ein Trampeltier.
Und ich rede, weil ich Wut hab', nicht ein Wort mit dir.
Kleinlaut kommst du und bettelst: "Sei wieder lieb zu mir!"
Und
dann öffne ich meine Arme. Und dann öffne ich meine Arme für dich!
Glück und Kummer zu teilen, wie genieß' ich das.
Gäb's mit dir keinen Ärger, ich vermißte etwas.
Einmal kommt der Moment, wenn du sagst:
"Nun laß mich schon los. Ich kann selbst fliegen!"
Oh, dann drück ich dich noch einmal geschwind.
Hol tief Luft und geh dir ganz viel Rückenwind.
Leise werde ich beten: "Gott behüt mein Kind!"
Und
dann öffne ich meine Arme. Und dann öffne ich meine Arme für dich!
Gerhard
Schöne
Alles
Gute zum Geburtstag, Papa!
Samstag, 26. August 2017
Erklär mir, Liebe
– Zu
Ingeborg Bachmanns Gedicht „Erklär mir, Liebe“ aus dem Band
Ingeborg Bachmann: Anrufung
des großen Bären.
–
INGEBORG
BACHMANN
Erklär mir,
Liebe
Dein Hut lüftet
sich leis, grüßt, schwebt im Wind,
dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan,
dein Herz hat anderswo zu tun,
dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein,
Das Zittergras im Land nimmt überhand,
Sternblumen bläst der Sommer an und aus,
von Flocken blind erhebst du dein Gesicht,
du lachst und weinst und gehst an dir zugrund.
was soll dir noch geschehen –
dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan,
dein Herz hat anderswo zu tun,
dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein,
Das Zittergras im Land nimmt überhand,
Sternblumen bläst der Sommer an und aus,
von Flocken blind erhebst du dein Gesicht,
du lachst und weinst und gehst an dir zugrund.
was soll dir noch geschehen –
Erklär mir,
Liebe!
Der Pfau, in
feierlichem Staunen, schlägt sein Rad,
die Taube stellt den Federkragen hoch,
vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft,
der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt
das ganze Land, auch im gesetzten Park
hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.
die Taube stellt den Federkragen hoch,
vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft,
der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt
das ganze Land, auch im gesetzten Park
hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.
Der Fisch
errötet, überholt den Schwarm
und stürzt durch Grotten ins Korallenbett.
Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion.
Der Käfer riecht die Herrlichste von weit;
hätt ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch,
daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern,
und nähm den Weg zum fernen Erdbeerstrauch!
und stürzt durch Grotten ins Korallenbett.
Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion.
Der Käfer riecht die Herrlichste von weit;
hätt ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch,
daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern,
und nähm den Weg zum fernen Erdbeerstrauch!
Erklär mir,
Liebe!
Wasser weiß zu
reden,
die Welle nimmt die Welle an der Hand,
im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt.
So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus!
die Welle nimmt die Welle an der Hand,
im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt.
So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus!
Ein Stein weiß
einen andern zu erweichen!
Erklär mir,
Liebe, was ich nicht erklären kann:
sollt ich die kurze schauerliche Zeit
nur mit Gedanken Umgang haben und allein
nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?
sollt ich die kurze schauerliche Zeit
nur mit Gedanken Umgang haben und allein
nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?
Du sagst: es
zählt ein andrer Geist auf ihn…
Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander
durch jedes Feuer gehen.
Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.
Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander
durch jedes Feuer gehen.
Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.
Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe
Es fing
harmlos an, nämlich mit einer Frage, die ich mir stellen mußte: Wer
war Kassandra, ehe irgendeiner über sie schrieb? Und es hat, vorerst
und unter anderem, dazu geführt, daß ich ein Gedicht der Bachmann
[1926–1978], das ich seit langem kenne und liebe, eben jetzt, nicht
zufällig während ich den Rasen harke, Beete saubermache, die Hecke
im Vorgarten schneide, auf einmal auch zu verstehen glaube: „Erklär
mir, Liebe“. [ … ] Die vorletzte Strophe, wahrscheinlich kennst
Du sie auswendig wie ich.
Erklär mir,
Liebe, was ich nicht erklären kann:
sollt ich die kurze schauerliche Zeit
nur mit Gedanken Umgang haben und allein
nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt ?
sollt ich die kurze schauerliche Zeit
nur mit Gedanken Umgang haben und allein
nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt ?
Vermißt –
von wem? Vermißt – wobei? Bei diesen einfachen Tätigkeiten
vielleicht, diesem Holz hereintragen, Wäsche aufhängen, Heringe
braten, die mir nur hier Spaß machen? Die der Denkende zu meiden
pflegt; die daher sein Denken nicht beeinflussen, nicht wenigstens
färben können, denn sein Beruf ist Denken, von alters her. Nicht
Anfassen. Nicht Tun. Das gehört ja zur Bestimmung des freien
Polis-Bürgers – einer Minderheit im Staate, von der der Philosoph
wiederum sich abspaltet: daß er nicht mit den Händen arbeitet. Wohl
aber Zeit findet, den Rhapsoden zu lauschen, die, einander ablösend,
unter anderm ein gewisses Epos eines gewissen Homer psalmodieren, das
zwar vor allem den Zorn eines Heroen namens Achill besingt und den
mörderischen Kampf zahlreicher andrer Vorzeit-Helden; in dem doch
auch Namen von Frauen vorkommen, als Verführerinnen, als Gattinnen,
Mütter (also natürlich in bezug zum Mann), und eben auch der Name
einer Unglücksprophetin, Kassandra. Anfangend mit jenen frühen
Denkenden, sich Bildenden, Dichtenden, seh ich durch die zweieinhalb
Jahrtausende, da die Schrift uns ihre Namen überliefert hat, die
beeindruckende Galerie denkender Männerköpfe. „Muß einer denken“
soll vielleicht heißen: Muß einer – oder eine? – so denken? So
– ausschließend? Die Liebe, das Liebe ausschließend:
[…] nur
mit Gedanken Umgang haben und allein / nichts Liebes kennen und
nichts Liebes tun […]
Erklär mir,
Liebe: Wie liest Du das? Wen redet sie an? Die Liebe –
personifiziertes Abstraktum – oder eine Frau, die sie „Liebe“
nennt? Spricht sie als Frau, spricht sie als Mann? „Du sagst, es
zählt ein andrer Geist auf ihn…“ Ist es der Geliebte, mit dessen
Gedanken allein das Ich des Gedichts ,Umgang haben sollt‘ –
weshalb es „nichts Liebes kennen“ kann, „nichts Liebes tun“,
ihn, den Denkenden, also vermißt? Ist es sie selbst, die, so
denkend, sich vermissen muß und vermißt wird?
Ebenso vieldeutig ist das Du des Gedichts.
Ebenso vieldeutig ist das Du des Gedichts.
Dein Hut
lüftet sich leis, grüßt, schwebt im Wind,
dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan,
dein Herz hat anderswo zu tun,
dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein
dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan,
dein Herz hat anderswo zu tun,
dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein
Wen redet
sie an? Als „Du“ sich selbst? Die, die sie später „Liebe“
nennt? (Falls es eine ,Die‘ ist… ) Geht es Dir auch so? Je tiefer
ich mich in das Gedicht hinablasse, auf seinen Grund, den ich aber
nicht unter den Füßen spüre, je stärker nimmt mich selbst die
Irritation gefangen, von der es zeugt und die aufzulösen es nicht
unternimmt, in einander stützenden, einander höher treibenden und
übersteigenden Bildern Liebesspiele in der Natur beschreibend („Der
Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad“), Wasser, Welle,
Stein sogar zu Zeugen rufend („Die Welle nimmt die Welle an der
Hand“ – „Ein Stein weiß einen andern zu erweichen!“), um
abzusinken auf den eignen Mangel, den eignen unersetzlichen Verlust.
„Sollt ich die kurze schauerliche Zeit […]“ – Was denkst Du
bei dem Worte ,schauerlich‘? Mißbraucht werden von dem, von denen,
die man am meisten liebt. Nicht ich, nicht du sein dürfen, sondern
,es‘: Objekt sein fremder Zwecke. Nur mit Gedanken Umgang haben,
die zweckgerichtet sind, nicht mit dem, der (an mich nicht) denkt. Du
sagst, es zählt ein andrer Geist auf ihn… Der Geist der Liebe
sicher nicht. Der Geist, der zählt und mißt und wertet und nach
Verdiensten lohnt und straft.
Erklär mir
nichts. Ich seh den Salamander
durch jedes Feuer gehen.
Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.
durch jedes Feuer gehen.
Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.
Dies,
scheint mir, will das Ich und das Du des Gedichts, die ich mir gern
zusammen denke, als Preis für Unversehrbarkeit nicht zahlen: fühllos
sein. Der denkt, gedacht hat, Hunderte von Jahren, um sich
abzuhärten: Er wird nun vermißt. Die Brüderlichkeit,
Natürlichkeit, Arglosigkeit, die er sich weggedacht, sie fehlen ihm
nun doch. Merkt er noch, gestählt und gepanzert, wie er ist, ob es
Feuer oder Kälte sind, durch die er geht? Er wird Instrumente mit
sich führen, die Temperatur zu messen, denn was ihn umgibt, muß
eindeutig sein. Dies bedenkend, bedauernd, beklagend auch, gibt das
Gedicht selbst ein Beispiel von genauester Unbestimmtheit, klarster
Vieldeutigkeit. So und nicht anders, sagt es, und zugleich – was
logisch nicht zu denken ist –: So. Anders. Du bist ich, ich bin er,
es ist nicht zu erklären. Grammatik der vielfachen gleichzeitigen
Bezüge.
Christa
Wolf, aus: Christa Wolf: Kassandra. Vier Vorlesungen. Eine
Erzählung, Luchterhand Literaturverlag, 1983
Donnerstag, 17. August 2017
My love
my love
thy hair is one kingdom
the king whereof is darkness
thy forehead is a flight of flowers
thy head is a quick forest
filled with sleeping birds
thy breasts ars swarms of white bees
upon the bough of thy body
thy body to me is April
in whose armpits is the approach of of spring
thy thighs are white horses yoked to a chariot
of kings
they are the striking of a good minstrel
between them is always a pleasant song
my love
thy head is a casket
of the cool jewel of thy mind
the hair of thy head is one warrior
innocent of defeat
thy hair upon thy shoulders is an army
with victory and with trumpets
thy legs are the trees of dreaming
whose fruit is the very eatage of forgetfulness
thy lips are satraps in scarlet
in whose kiss is the combining of kings
thy wrists
are holy
which are the keepers of the keys of thy blood
the feet upon thy ankles are flowers in vases
of silver
in thy beauty is the dilemma of flutes
thy eyes are the betrayal
of belles comprehended through incense
meine freundin
dein haar ist ein königreich
in dem die dunkelheit herrscht.
deine stirn eine blumenflucht
dein haupt ist ein lebendiger wald
voll schlafender vögel
deine brüste sind bienenschwärme
auf dem ast deines leibes
dein leib ist mein april
in dessen achseln der lenz naht
deine schenkel sind ein gespann von schimmeln
an den wagen von königen
sind der harfenschlag des spielmanns
zwischen ihnen ist stets ein liebliches lied
meine freundin
dein haupt ist ein kästchen
für das kühle juwel deines geistes
das haar deines hauptes ist ein krieger
der kein unterliegen kennt
das haar auf deinen schultern ist ein heer
mit triumph und trompetenschall
deine beine sind bäumes des traumes
deren frucht die vergessenheit nährt
deine lippen satrapen in purpur
in deren kuss die paarung von königen liegt
deine handgelenke
sind heilig
weil sie torhüter sind deines blutes
die füße an deinen knöcheln sind blumen
in silbernen vasen
in deiner schönheit lebt der zwiespalt von flöten
deine augen verraten glocken
die man durch weihrauch vernimmt
e.e. cummings
thy hair is one kingdom
the king whereof is darkness
thy forehead is a flight of flowers
thy head is a quick forest
filled with sleeping birds
thy breasts ars swarms of white bees
upon the bough of thy body
thy body to me is April
in whose armpits is the approach of of spring
thy thighs are white horses yoked to a chariot
of kings
they are the striking of a good minstrel
between them is always a pleasant song
my love
thy head is a casket
of the cool jewel of thy mind
the hair of thy head is one warrior
innocent of defeat
thy hair upon thy shoulders is an army
with victory and with trumpets
thy legs are the trees of dreaming
whose fruit is the very eatage of forgetfulness
thy lips are satraps in scarlet
in whose kiss is the combining of kings
thy wrists
are holy
which are the keepers of the keys of thy blood
the feet upon thy ankles are flowers in vases
of silver
in thy beauty is the dilemma of flutes
thy eyes are the betrayal
of belles comprehended through incense
-
meine freundin
dein haar ist ein königreich
in dem die dunkelheit herrscht.
deine stirn eine blumenflucht
dein haupt ist ein lebendiger wald
voll schlafender vögel
deine brüste sind bienenschwärme
auf dem ast deines leibes
dein leib ist mein april
in dessen achseln der lenz naht
deine schenkel sind ein gespann von schimmeln
an den wagen von königen
sind der harfenschlag des spielmanns
zwischen ihnen ist stets ein liebliches lied
meine freundin
dein haupt ist ein kästchen
für das kühle juwel deines geistes
das haar deines hauptes ist ein krieger
der kein unterliegen kennt
das haar auf deinen schultern ist ein heer
mit triumph und trompetenschall
deine beine sind bäumes des traumes
deren frucht die vergessenheit nährt
deine lippen satrapen in purpur
in deren kuss die paarung von königen liegt
deine handgelenke
sind heilig
weil sie torhüter sind deines blutes
die füße an deinen knöcheln sind blumen
in silbernen vasen
in deiner schönheit lebt der zwiespalt von flöten
deine augen verraten glocken
die man durch weihrauch vernimmt
e.e. cummings
Samstag, 12. August 2017
Schönheitsideale - "Brüste haben oft etwas Anarchisches"
Und so können entblößte Brüste eben auch bedeuten: Hier bin ich, ich bin eine Frau, ich habe Brüste. Und die sind nicht zu Eurer Unterhaltung da.
Donnerstag, 10. August 2017
Mittwoch, 9. August 2017
Der Gefangene
Früh wurde er der Gefangene
der allerkleinsten Dinge,
von Knöpfen und Münzen,
einem Bleistiftstummel, den jemand liegen ließ.
Sie bedeuteten etwas,
er sammelte sie in Schachteln.
Nach seinem Tod fand man mindestens fünf oder sechs
solcher Schachteln voller Sinnlosigkeiten.
Oder war das vielleicht nicht sinnlos?
Es könnten bestimmte Momente gewesen sein,
Minuten und Sekunden, die wichtig waren.
Vielleicht war es das irdische Gewand,
das der Engel der Zeit längst verlassen hatte.
Er war wohl etwas eigenartig,
dieser Sammler der Sinnlosigkeit.
Er beschriftete praktischen alles
mit seinem Namen, deutlich geschrieben
in Blockschrift; Lineal,
Schuhanzieher, Hammergriff,
Schweißrand seines Hutes.
Vielleicht hatte er Angst,
dass sie ihm weggenommen würde.
Oder wollte er sich nur
vergewissern, dass
er wirklich existierte?
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter, Hanser, 2014, München
der allerkleinsten Dinge,
von Knöpfen und Münzen,
einem Bleistiftstummel, den jemand liegen ließ.
Sie bedeuteten etwas,
er sammelte sie in Schachteln.
Nach seinem Tod fand man mindestens fünf oder sechs
solcher Schachteln voller Sinnlosigkeiten.
Oder war das vielleicht nicht sinnlos?
Es könnten bestimmte Momente gewesen sein,
Minuten und Sekunden, die wichtig waren.
Vielleicht war es das irdische Gewand,
das der Engel der Zeit längst verlassen hatte.
Er war wohl etwas eigenartig,
dieser Sammler der Sinnlosigkeit.
Er beschriftete praktischen alles
mit seinem Namen, deutlich geschrieben
in Blockschrift; Lineal,
Schuhanzieher, Hammergriff,
Schweißrand seines Hutes.
Vielleicht hatte er Angst,
dass sie ihm weggenommen würde.
Oder wollte er sich nur
vergewissern, dass
er wirklich existierte?
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter, Hanser, 2014, München
Dienstag, 8. August 2017
Montag, 7. August 2017
Lars Bäckström in memoriam
Als in der Zeitung stand,
der Dichter sei verstorben,
begann ich zu suchen,
nach einem dünnen kleinen Buch zu fahnden.
Vor mehr als fünfzig Jahren geschrieben,
sollte es definitiv im Regal stehen.
Seitdem aber war das Regal umgezogen
zwischen Städten und Kontinenten.
Ich fand es nicht. Fort seit langem.
Aber aus dem Gedächtnis tauchten zwei Fragmente auf:
"Von allen Frauen liebte ich den Schlaf am meisten."
Und:
"Für den Sinn musst du also selbst aufkommen."
Das erschien mir vollkommen ausreichend.
(Lars Bäckström 1925 - 2006)
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter, Hanser, 2014, München
der Dichter sei verstorben,
begann ich zu suchen,
nach einem dünnen kleinen Buch zu fahnden.
Vor mehr als fünfzig Jahren geschrieben,
sollte es definitiv im Regal stehen.
Seitdem aber war das Regal umgezogen
zwischen Städten und Kontinenten.
Ich fand es nicht. Fort seit langem.
Aber aus dem Gedächtnis tauchten zwei Fragmente auf:
"Von allen Frauen liebte ich den Schlaf am meisten."
Und:
"Für den Sinn musst du also selbst aufkommen."
Das erschien mir vollkommen ausreichend.
(Lars Bäckström 1925 - 2006)
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter, Hanser, 2014, München
Sonntag, 6. August 2017
Fallende Dämmerung
Im langsam fahler werdenden Licht,
im langsam steigenden Dunkel
eine Erinnerung, nähert sich taumelnd
und schlägt mit den Flügeln gegen die Scheibe.
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter,
Hanser, 2014, München
Samstag, 5. August 2017
Die Lampe
Bevor die Lampe brannte,
saßen wir ganz still.
Die heisere Stimme einer Krähe
und plötzlich der Duft von Klee
kamen mit einer süßlichen Wärme
durch dieses aufsteigende Dunkel.
Wasser, ganz still.
Erde, auch sie ruhig.
Der Vogel flog
so dicht er konnte
über seinem eigenen Schatten.
Und die Hummel, treue Freundin
vieler Sommer,
prallte gegen die Fensterscheibe
eine Wand der Welt.
Und der Seetaucher
flog von See zu See.
Es könnte spät sein
oder früh
in verschiedenen Leben.
Es könnte im Schatten eines Schmetterlings sein,
im Schatten irgendeines Lebens.
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter, Hanser, 2014, München
saßen wir ganz still.
Die heisere Stimme einer Krähe
und plötzlich der Duft von Klee
kamen mit einer süßlichen Wärme
durch dieses aufsteigende Dunkel.
Wasser, ganz still.
Erde, auch sie ruhig.
Der Vogel flog
so dicht er konnte
über seinem eigenen Schatten.
Und die Hummel, treue Freundin
vieler Sommer,
prallte gegen die Fensterscheibe
eine Wand der Welt.
Und der Seetaucher
flog von See zu See.
Es könnte spät sein
oder früh
in verschiedenen Leben.
Es könnte im Schatten eines Schmetterlings sein,
im Schatten irgendeines Lebens.
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter, Hanser, 2014, München
Freitag, 4. August 2017
Die Uhr in der Küche hat niemand umgestellt
Die Uhr in der Küche hat niemand umgestellt.
Mitten im grünenden Sommer
zeigt sie die Winterzeit
und das darf sie dann wohl tun.
Mitten im Sommer gibt es
Teergeruch und Duft von Himbeeren
eine braune alte Uhr, die stehengeblieben ist
die Boote mit Wasser gefüllt
und der Bootsmotor, der aufgegeben hat
der herbere Duft der Brennnesseln im Schatten der Scheunen
die Seeschwalbe, die geduldig wieder und wieder
über demselben Wasser kreist
das verlassene Haus an der alten Straße
mit dem abblätternden Tapeten der Zimmer.
Zwei Pferde, die aussehen, als hätten sie
immer schon dort am Heuschober gestanden
der langsam im Boden versinkt.
Der treue Fliederbusch
ist jetzt schon verblüht.
Mitten im Sommer geht da ein Wind
der nur Abschied will.
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter, Hanser, 2014, München
Mitten im grünenden Sommer
zeigt sie die Winterzeit
und das darf sie dann wohl tun.
Mitten im Sommer gibt es
Teergeruch und Duft von Himbeeren
eine braune alte Uhr, die stehengeblieben ist
die Boote mit Wasser gefüllt
und der Bootsmotor, der aufgegeben hat
der herbere Duft der Brennnesseln im Schatten der Scheunen
die Seeschwalbe, die geduldig wieder und wieder
über demselben Wasser kreist
das verlassene Haus an der alten Straße
mit dem abblätternden Tapeten der Zimmer.
Zwei Pferde, die aussehen, als hätten sie
immer schon dort am Heuschober gestanden
der langsam im Boden versinkt.
Der treue Fliederbusch
ist jetzt schon verblüht.
Mitten im Sommer geht da ein Wind
der nur Abschied will.
Lars Gustafsson
aus: Lars Gustafsson, Das Feuer und die Töchter, Hanser, 2014, München
Donnerstag, 3. August 2017
Erzählen,
Geschichten erzählen. Immer war da die Annahme, dass man Lügen verbreitete. Aber ihr Anliegen war es immer gewesen, den Nerv, das Herz, den Kern, das Mark zu treffen. [...]
Was war es also genau, dieses wahrhafte Erzählen? Sie wollten immer auch noch die Erklärung erklärt haben! Eine Schriftstellerin, die der Bezeichnung würdig war, würde sie alle an der Nase herumführen, zum Narren halten, in die Irre führen. Verstand sich das nicht von selbst? Es ging darum, dem, was das Leben ausmachte, treu zu sein, zu versuchen, genau das einzufangen, was Lebendigsein bedeutete, obwohl das nie gelang. Es ging darum, eine Sprache zu finden. Und es ging darum - und das folgte aus dem Vorherigen -, der Tatsache treu zu sein, dass viele Dinge im Leben, oh, so viele mehr als wir uns vorstellen, nie erklärt werden können.
Graham Swift
aus: Graham Swift, Ein Festtag, dtv, 2017, München
Was war es also genau, dieses wahrhafte Erzählen? Sie wollten immer auch noch die Erklärung erklärt haben! Eine Schriftstellerin, die der Bezeichnung würdig war, würde sie alle an der Nase herumführen, zum Narren halten, in die Irre führen. Verstand sich das nicht von selbst? Es ging darum, dem, was das Leben ausmachte, treu zu sein, zu versuchen, genau das einzufangen, was Lebendigsein bedeutete, obwohl das nie gelang. Es ging darum, eine Sprache zu finden. Und es ging darum - und das folgte aus dem Vorherigen -, der Tatsache treu zu sein, dass viele Dinge im Leben, oh, so viele mehr als wir uns vorstellen, nie erklärt werden können.
Graham Swift
aus: Graham Swift, Ein Festtag, dtv, 2017, München
Mittwoch, 2. August 2017
1 2 3 4
1
2 3 4, tell me that you love me more
Sleepless
long nights that is what my youth was for
Old
teenage hopes are alive at your door
Left
you with nothing but they want some more
Oh,
you're changing your heart
Oh,
You know who you are
Sweetheart,
bitter heart, now I can't tell you apart
Cozy
and cold, put the horse before the cart
Those
teenage hopes who have tears in their eyes
Too
scared to own up to one little lie
Oh,
you're changing your heart
Oh,
you know who you are
One,
two, three, four, five, six, nine, or ten
Money
can't buy you back the love that you had then
One,
two, three, four, five, six, nine, or ten
Money
can't buy you back the love that you had then
Oh,
you're changing your
heart
Oh,
you know who you are
Oh,
you're changing your heart
Oh,
you know who you are
Oh,
who you are
For
the teenage boys
They're
breaking your heart
For
the teenage boys
They're
breaking your heart
Feist
Oui, il y a huit ans maintenant...
Money can't buy you back the love that you had then.
Beau souvenir qui en reste.
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