... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Posts mit dem Label Martin Loos werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Martin Loos werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 28. Januar 2013

Die Begegnung


Die erste Nacht beschreiben, in der ich dich sah, du standst vor
der Glasscheibe des Hotels, die dich mit deiner grünen Jacke und
deinem ruhigen Gesicht spiegelte, du fragtest mich etwas, als ich
herauskam, und halfst mir, einen Poncho, weiß wie der Mond,
überzulegen, und dann gingen wir lange Zeit durch eine fremde
Stadt, die aber schon unsere war, weil wir zusammen waren,
schüchtern, voll von Worten, angesammelt in dem Jahr, in dem
wir uns nicht gesprochen hatten, und wir tranken einen Kaffee
und dann noch einen, und während ich einen Nußkuchen aß,
küßtest du mich, und ich blickte dich immer noch erschrocken
an, wenn ich dich neben mir sah, und danach gingen wir weiter
und nahmen ein Taxi, weil mir kalt war, und ich verriet dir, daß
ich Gedichte für dich geschrieben hatte, und wir gingen in meine
Wohnung, um sie zu lesen und uns zu küssen, wie zwei
Hungrige, ganz allein und geschützt vor der Neugier einer
ganzen Stadt voller Leute, und wir verloren uns in gierigen
Umarmungen, bis oben hin voll von Dingen, die man nicht
nennen kann, dafür sind die Worte noch nicht erfunden, und wir
berührten einander wie jemand, der zum ersten Mal das Gefühl
des Berührens erfährt, und gaben uns der Liebe hin, der Liebe,
der Liebe, bis wir einschliefen, bis wir aufwachten, und du gingst
diesen Morgen weg und liebtest mich auf andere Weise, und ich
wachte später auf und besah mich im Spiegel, um nachzusehn,
ob ich wirklich diese nackte Frau sei, der man die Küsse ansah,
mit wirrem Haar und im ganzen Körper glücklich, und lange
glaubte ich, daß es nur ein Traum gewesen sei, bis ich dein
Halstuch erblickte, das du vergessen hattest, das spiegelte sich
auch im Spiegel.

Gioconda Belli


Mittwoch, 23. Januar 2013

Mittsommerduft


Nach diesem großen Tanz mit dem Regen
atmet die Erde so heftig,
daß die Scheiben beschlagen,
hängt die Luft so schwer und voller Honig,
als wärst du am Mittag des Mittsommertages
in ein Rosenlabyrinth geraten.

Dabei ist hier keine einzige Rose zu sehen,
und wie du dich umblickst, wen du 
umarmen könntest, um bei diesem Duft 
nicht ins Taumeln zu geraten, ist keiner da.

Auch der Weg hinaus aus dem
Irrgarten dieses Tages
muß dir allein gelingen;
        um dich in die Büsche zu schlagen, bist du
        um einen Baum zu umarmen, bist du 
noch nicht einsam genug. 

Matthias Politycki

Mittwoch, 16. Januar 2013

Nun ist es draußen still


















Nun ist es draußen still.
Die Nacht geht in die dritte Stunde.
Der Satz, den ich dir sagen will,
 Der schläft in meinem Munde.

Die Sterne blinzeln uns wie toll.
Der Mond ist grade erst gestartet.
Was ich dir sagen will und soll,
Das schweigt, das schweigt und wartet.

Du bist mir nah, faß meine Hand.
Die Stille trommelt in die Ohren.
Was du mit einem Wort benannt,
Hat seine Kraft verloren.

Hans-Eckardt Wenzel




Montag, 14. Januar 2013

Kein Zimmer




Lange haben wir gesucht nach dieser Stadt.
Wie ein Kürbis hing der Mond, ganz gelb und satt,
Wie erträumt in einem tiefen
Rausch aus Rum und süßem Gras,
Aus den Bars die Radios riefen
Uns den ganzen Abend nach,
Bis die Kneipen zugemacht.
Und kein Zimmer für die Nacht.

Du an meine Seite mit dem hellen Kleid
Warst mit mir geflohn aus der Gemütlichkeit,
Wo wie festgeschraubt wir saßen,
Fremd in fremder Galaxie,
Und der Lärm auf allen Straßen
Machte uns verlorn wie nie.
Unerwartet unbedacht.
Und kein Zimmer für die Nacht.

Aus der Ferne schiens, als hörte man das Meer,
So als trüg der Himmel seine Wellen her.
Auf der Bank mit einer Flasche
Wasser und vom Suchen matt,
Und wir schleppten unsre Tasche
Nochmal durch die ganze Stadt.
So wie Händler ihre Fracht.
Und kein Zimmer für die Nacht.

Kannten keinen, keiner kannte dich und mich,
Und die Stadt ging langsam schlafen, so ganz sommerlich,
Wie in einen Rausch mit schweren
Träumen, in besoffne Ruh,
Und wir saßen in dem leeren
Park und sahn den Sternen zu,
Die‘s am Himmel sich bequem gemacht.
Und kein Zimmer für die Nacht.

Hans-Eckardt Wenzel


Mittwoch, 12. Dezember 2012

[4]


Luire et s'élancer - prompt couteau, lente étoile.

Leuchten und emporschnellen - rasches Messer, langsamer Stern.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main



Freitag, 8. Juni 2012

Abend II


Wie eine Linie dunkelblauen Schweigens 
liegt fern der Horizont, von weichem Rot umsäumt.
Die Wipfel schaukeln wie im Banne eines Reigens, 
das Licht ist wie im Märchen, sanft und blau verträumt.
Der Himmel ist noch hell, noch kaum sieht man die Sterne,
die Luft ist kühl und weich wie eine Frauenhand 
und süße Melodie dringt aus der fernsten Ferne:
Musik einer Schalmei, zauberhaft; unbekannt.

Selma Meerbaum-Eisinger; 12. Dezember 1941 (1924 - 1942)