... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


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Donnerstag, 20. Dezember 2012

[12]

XXX

Le poème est l'amour réalisé du désir demeuré désir.



XXX

Das Gedicht ist die verwirklichte Liebe der Sehnsucht, die Sehnsucht blieb.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main


Mittwoch, 19. Dezember 2012

[11]


Nous n'appartenons à personne
sinon au point d'or de cette lampe inconnue de nous, 
inaccessible à nous qui tient éveillés le courage et le silence. 


Wir gehören niemandem, 
es sei denn dem Goldflämmchen jener uns unbekannten, 
uns unerreichbaren, den Mut und das Schweigen wachhaltenden Lampe.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main 


Wir sind  frei, frei, so unendlich frei. 
Vielleicht. Hatten wir gehofft. 
Sind wir es? 
L.




Dienstag, 18. Dezember 2012

[10]


Rosée des hommes qui trace et dissimule ses frontières 
entre le point-du-jour et l'émersion du soleil, 
entre les yeux qui s'ouvrent et le cœur qui se souvient.


Tau der Menschen, der seine Grenzen zieht und sie wieder unsichtbar macht. 
Sie verlaufen zwischen Tagesanbruch und Sonnenaustritt, 
zwischen den Augen, die sich auftun, und dem Herzen, das sich erinnert.

René Char, Poésies – Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main



Montag, 17. Dezember 2012

[9]


Peu de jours avant son supplice, Roger Chaudon me disait: 
»Sur cette terre, on est un peu dessus, beaucoup dessous. 
L'ordre des époques ne peut être inversé. C'est, au fond, 
ce qui me tranquillise, malgré la joie de vivre 
qui me secoue comme un tonnerre...«



Roger Chaudon, der wenige Tage vor seiner Hinrichtung zu mir sagte:
»Auf dieser Erde ist man ein bißchen oben, sehr viel länger unten. 
Wie diese Zeiten aufeinanderfolgen, das läßt sich nicht umkehren. 
Was mich letzten Endes beruhigt, trotz der Lebensfreude in mir, 
die mich schüttelt wie Donner...«

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main





Sonntag, 16. Dezember 2012

[8]


Je ris merveilleusement avec toi. Voilà la chance unique.

Ich lache wunderbar mit dir. Das ist das einzige Glück.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main



Ah! Monsieur Char, un peu polarisant comme d'habitude.
N'y-a-t-il pas plus de pet' bonheurs? J'en trouve plusieurs...
L.


Samstag, 15. Dezember 2012

[7]


Il faut intarissablement se passionner, en dépit d'équivoques découragements et si minimes que soient les réparations.

Sich begeistern, mit nie versiegender Leidenschaft, allen zweideutigen Entmutigungen,
 aller noch so nichtssagenden Genugtuung zum Trotz.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlag, 1959, Frankfurt am Main


Freitag, 14. Dezember 2012

[6]


Toucher de son ombre un fumier, 
tant notre flanc referme de maux et notre cœur de pensées folles, se peut; 
mais avoir en soi un sacré.


Mit seinem Schatten einen Misthaufen streifen – 
so viel Leidenschaft birgt unser Leib und irre Gedanken unser Herz –, 
das ist möglich; aber dabei ein Heiliges in sich haben.

René Char, Poésies – Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main



Donnerstag, 13. Dezember 2012

[5]


Halbschatten

Ich war in einem dieser Wälder, zu denen die Sonne keinen Zugang hat, in die aber des Nachts die Sterne eindringen. Dieser Ort durfte nur deshalb bestehen, weil die staatliche Inquisition ihn übersah. Die abgeschüttelten Sklavendienste wiesen mir ihre Verachtung. Der quälende Zwang zu strafen war mir erlassen. Hier und da liebkoste die Erinnerung an eine Kraft die ländliche Fuge des Grases. Ich lenkte mich ohne Doktrin, mit gelassenem Ungestüm. Ebenbürtig war ich den Dingen, deren Geheimnis sich unter der Spannweite eines Flügels verbarg. Ungeboren bleibt für die meisten das Wesentliche, und die es besitzen, können es nicht austauschen, ohne Schaden zu nehmen. Niemand erklärt sich bereit, das zu verlieren, was er sich mit blanker Mühe erkämpft hat. Sonst wäre die Zeit der Jugend und Anmut da, Quelle und Delta hätten dieselbe Reinheit.
Ich war in einem dieser Wälder, zu denen die Sonne keinen Zugang hat, in die aber des Nachts die Sterne eindringen zu unversöhnlicher Feindschaft.



Pénombre

J'étais dans une des forêts où le soleil n'a pas accès mais où, la nuit, les étoiles pénètrent. Ce lieu n'avait permis d'exister, que parce que l'inquisition des états l'avait négligé. Les servitudes abandonnées me marquaient leur mépris. La hantise de punir m'était retirée. Par endroit, le souvenir d'une force caressait la fugue paysanne de l'herbe. Je me gouvernais sans doctrine, avec une véhémence sereine. J'étais l'égal de choses dont le secret tenait sous le rayon d'une aile. Pour la plupart, l'essentiel n'est jamais né et ceux qui le possèdent ne peuvent l'échanger sans se nuire. Nul ne consent à perdre ce qu'il a conquis à la pointe de sa peine! Autrement ce serait la jeunesse et la grâce; source et delta auraient la même pureté. 
J'étais dans une des forêts où le soleil n'a pas accès mais où, la nuit, les étoiles pénètrent pour d'implacables hostilités.

Rene Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main


Mittwoch, 12. Dezember 2012

[4]


Luire et s'élancer - prompt couteau, lente étoile.

Leuchten und emporschnellen - rasches Messer, langsamer Stern.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main



Dienstag, 11. Dezember 2012

[3]



Les oiseaux libres ne souffrent pas qu'on les regarde.
Demeurons obscurs, renonçons à nous, près d'eux.

Die freien Vögel dulden nicht, daß man sie ansieht.
Bleiben wir im Verborgenen, verleugnen wir uns, ihnen nah.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main

Désolé - petite fenêtre esquissée dans l'air -  
je ne peux guère cacher ce que je sens pour toi. 
L. 






Montag, 10. Dezember 2012

[2]


L'oiseau et l'arbre sont conjoints en nous. L'un va et vient, l'autre maugrée et pousse.



Das Miteinander von Vogel und Baum in unserem Innern. 
Kommen und Gehen des Einen, Unwillen und Wachstum des andern.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main




Sonntag, 9. Dezember 2012

[1]



Toute association de mots encourage son démenti, court le soupçon d'imposture. La tâche de la poésie, à travers son œil et sur la langue de son palais, est de faire disparaître cette aliénation en la prouvant dérisoire.



Eine jede Verknüpfung von Worten regt dazu an, sie Lügen zu strafen, eine jede setzt sich dem Verdacht der Vorspiegelung falscher Tatsachen aus. Es ist die Aufgabe der Dichtung, durch ihr Auge zu blicken und mit ihrer Zunge schmecken zu lassen, damit diese sich als nichtig erweisende Entfremdung in Nichts zerrinnt.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main




Freitag, 7. Dezember 2012

L'ordre légitime est quelquefois inhumain / Die legitime Ordnung ist manchmal unmenschlich

















Ceux qui partagent leurs souvenirs,
La solitude les reprend, aussitôt fait silence.
L'herbe qui les frôle éclôt de leur fidélité.
Que disais-tu? Tu me parlais d'un amour si lointain
Qu'il rejoignait ton enfance.
Tant de stratagèmes s'emploient dans la mémoire!

Die ihre Erinnerungen teilen,
Umfängt wieder Einsamkeit, sobald sie schweigen.
Das Gras, das sie streift, entsprießt ihrer Treue.
Was sagtest du? Du sprachst mir von einer Liebe in solcher Ferne,
Daß sie mit deiner Kindheit wieder verschmolz.
So viele Winkelzüge benutzt man in der Erinnerung!

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main


Donnerstag, 6. Dezember 2012

Crayon du Prisonnier / Skizze des Gefangenen

Un amour dont la bouche est un bouquet de brumes,
Éclôt et disparaît.
Un chasseur va le suivre, un guetteur l'apprendra,
Et ils se haïront tous deux, ils se maudiront tous trois.
Il gèle dehore, la feuille passe à travers l'arbre.


Eine Liebe, deren Mund ein Nebelstrauß ist,
Blüht auf und schwindet.
Ein Jäger verfolgt sie, ein Späher wird sie erkennen,
Und sie werden sich hassen, alle beide, dann sich verfluchen, alle drei.
Draußen friert's, das Blatt sinkt herab durch den Baum.

René Char, Poésies - Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main





Sonntag, 2. Dezember 2012

Turmsegler

Turmsegler mit den zu grossen Flügeln, der da kreist und schreit seine Freude rings um das Haus. 
So ist das Herz.

Er läßt den Donner verdorren. Er sät in den heiteren Himmel. Streift er den Boden, schlitzt er sich auf.

Sein Widerpart ist die Schwalbe. Er verabscheut die häusliche. Was gilt das schon: Filigran des Turms?

Er rastet in dunkelster Höhlung. Niemand hat es so eng wie er.

Im Sommer der langen Helle streicht er davon in die Finsternis durch die
Fensterläden der Mitternacht.

Kein Auge vermag ihn zu halten. Er schreit, das ist sein ganzes Dasein. 
Ein schmales Gewehr streckt ihn nieder. So ist das Herz.


René Char, Poésies – Dichtungen, S. Fischer Verlage, 1959, Frankfurt am Main





Überwältigend-wahr und nahe:

http://unertraeglich-leicht.blogspot.de/2012/09/was-ist-freiheit.html

Warmherzig empfohlen allen Literaturbegeisterten: 
http://turmsegler.net