Tosend, verzweifelt stürmte das Meer im Dunkel immer wieder gegen die Klippen an und zerschellte. Qualvoll stöhnte die steinharte Erde, während sie die Angriffe des Meeres abwehrte. So liegen sie im Widerstreit seit dem Schöpfungsakt - seit der Tag zum Tag und die Nacht zur Nacht geworden; und so wird es fernerhin sein, alle Tage und alle Nächte, solange es Erde und Wasser gibt, im ewigen Zeitenlauf.
Alle Tage und alle Nächte...
Eine neue Nacht verrann. Die Nacht vor der Ausfahrt aufs Meer. In jener Nacht fand er keinen Schlaf. Zum erstenmal in seinem Leben fand er keinen Schlaf, zum erstenmal litt er an Schlaflosigkeit.
Mit allen Fibern sehnte er den Tagesanbruch herbei, damit er hinaus konnte aufs Meer. Auf ein Robbenfell gelagert, spürte er, wie der Boden unter ihm vom Meeresanprall kaum merklich bebte, wie die Wogen in der Bucht donnerten, sich abhetzten. Er fand keinen Schlaf, lauschte hinaus in die Nacht...
Tschingis Aitmatow, Der Junge und das Meer, Goldmann Verlag, 1978, München
http://www.youtube.com/watch?v=lS-af9Q-zvQ
Der Schneeleopard wartet noch immer auf mich, noch immer im Sprung, denke ich.
19. Juli 2008