... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Mittwoch, 19. September 2012

[scheinbar kosmopolitische gedanken]

   So dünn war der Verkehrsstrom auf der Otto-Suhr-Allee geworden, daß man hätte meinen können, es wäre eine Warnung ergangen, jetzt besser zu Hause zu bleiben. Auf den Bürgersteigen ging kaum mehr jemand, der sibirische Wind hatte freies Spiel. In der Ferne sah er bereits die ersten Schneeräumgeräte mit ihren neurotischen, giftig orangen Warnblinkleuchten, und auch die wenigen Autos fuhren mit Fernlicht. Er überlegte, wieso er wohl gerade jetzt an eine griechische Insel denken mußte. Das passierte ihm öfter: Aus dem Ungereimten tauchte mit einemmal, ohne unmittelbar erkennbaren Anlaß, ein Bild auf, eine Kirche, eine Landstraße, ein paar Häuser an einer verlassenen Küste. Er wußte, dass er das irgendwann gesehen hatte, konnte sich aber nicht mehr erinnern, wo, als trüge er eine erinnerte, aber nicht mehr benennbare Erde mit sich herum, einen anderen Planeten, auf dem er ebenfalls existiert hatte, dessen Name jedoch gelöscht war. Manchmal, wie zum Beispiel jetzt, wenn er sich bis zum Äußersten anstrengte, konnte er sein Gedächtnis zwingen, mehr preiszugeben als lediglich vage Rätsel aus einem Leben, das sich bemühte, dem eines anderen zu gleichen und ihn damit in die Irre zu führen.

Cees Nooteboom, Allerseelen, suhrkamp taschenbuch, 1999, Frankfurt am Main