... wie ein Wächter entdeckt er, daß die Nacht den Menschen zum Vorschein bringt: diese Lichter, diese Rufe, diese Unruhe. Der einzelne Stern dort im Dunkeln: die Einsamkeit eines Hauses. Einer erlischt: das ist ein Haus, das sich über seiner Liebe schließt. Oder über seiner Langeweile. Ein Haus, das davon abläßt, der übrigen Welt sein Zeichen zu geben. Sie wissen nicht, wohin ihr Zeichen geht, die Bauern, die da mit aufgestützten Ellbogen am Tisch hocken vor ihrer Lampe: Sie wissen nicht, daß ihr Wünschen so weit trägt in der großen Nacht, die sie umfängt. Aber er, Fabien, erspäht es, wenn er tausend Kilometer weit daherkommt, auf und ab gewiegt in der Dünung der Luft, aus zehn Gewittern her wie durch Kriegsgebiet - Mondlichtungen dazwischen - und nun über diese Lichter hin... Diese Menschen meinen, ihre Lampe leuchte für ihren bescheidenen Tisch, aber vierundachtzig Kilometer weit von ihnen vernimmt jemand schon den Anruf dieses Lichtes, gleich als schwenkten sie es verzweifelt auf einer verlassenen Insel.
Antoine de Saint-Exupéry, Nachtflug
aus: Antoine de Saint-Exupéry, Worte wie Sterne, Herder Verlag, 2007, Freiburg im Breisgau