... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Montag, 12. November 2012

LA SALLE DES PAS PERDUS

Die Wartehalle in der Gare Saint Lazare heißt
Der Saal der Verlorenen Schritte.
Ich war nie in Paris. Oft genügt schon
ein einziger Pernod, ein Gläschen Calvados,
um einen Engel ohne Flügel zu treffen.

Es gibt dunkle Romanzen, die nur in Paris beginnen,
und andere enden nur dort: Verdammte Seelen,
die einander begegnen, sich wieder verlieren.
Im Saal der Verlorenen Schritte spüren sie
die Vergeblichkeit allen Sehnens.

Manche dieser Verirrten sind noch so jung,
daß man sie für en Sohn oder Neffen
ihrer mondänen Gefährtinnen hält.
Immer sehe ich sie mit den Augen der Frauen.
Egal, ob diese nur älter oder schon alt sind.
Wann & wo die Engel ihre Flügel verloren haben,
weiß der Himmel, und auch die Romane
schweigen sich aus. Es ist besser,
keinen Gedanken daran zu verschwenden.
Andere Rätsel wollen gelöst werden.
Heute sah ich dich nackt über die Gleise gehen.
Du hattest dich in der Dusche verschanzt,
gerüstet für einen Marathon. Keine Chance,
deine Ungeduld zu bezähmen.
Reich mir endlich das Shampoo!, riefst du.

Thomas Böhme, Heikles Handwerk, poetenladen, 2010, Leipzig