... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Montag, 8. Oktober 2012

Ich bedenke die Welt


    Ich bedenke die Welt, Ausgabe zwei,
    Ausgabe zwei, verbessert,
    den Idioten zum Spott,
    den Grüblern zum Heulen,
    den Kahlen für den Kamm,
    den Hunden für die Katz.

    Kapitel eins:
    Die Sprache der Pflanzen und Tiere,
    wo wir für jede Gattung
    entsprechenden Wortschatz führen.
    Sogar das einfache Guten Tag,
    gewechselt mit einem Fisch,
    stärkt uns, den Fisch und alle
    im Leben.

    Dieser längst geahnte,
    plötzlich in der Wirklichkeit der Wörter
    improvisierte Wald!
    Diese Epik der Eulen!
    Diese Aphorismen eines Igels,
    ersonnen, wenn
    wir überzeugt sind,
    daß er pennt.

    Die Zeit (Kapitel zwei)
    hat das Recht, sich einzumischen
    in alles, ob gut oder böse.
    Aber jene - die Berge zerbricht,
    Ozeane versetzt, das Sternenlicht
    kreisend begleitet,
    hat nicht die geringste Gewalt
    über das Liebespaar, das allzu unbekleidet,
    weil allzu umarmt, mit gesträubter
    Seele, wie mit einem Spatzen auf Schulter.

    Das Alter ist nur die Moral
    im Leben eines Kriminellen.
    Ach, jung sind doch alle Braven.
    Das Leid (Kapitel drei)
    kann unseren Körper nicht entstellen.
    Der Tod kommt, wenn wir schlafen.

    Und träumen werden wir,
    daß Stille ohne Atem
    keine schlechte Musik ist;
    wir sind klein wie ein Funke und nackt
    und erlöschen im Takt.

    Nur so ist der Tod. Wer
    eine Rose in der Hand hält, leidet mehr,
    und größeres Entsetzen empfand,
    wer sah, daß das Blatt fiel in den Sand.

    Nur so ist die Welt. Nur so, denk einmal nach,
    leben wir. Und sterben nur soviel.
    Alles andere ist---wie Bach,
    vorübergehend gespielt
    auf einer Säge.
          Wisława Szymborska