Erst
einige Sekunden, nachdem Arthur Daane an der Buchhandlung
vorbeigegangen war, merkte er, daß sich ein Wort in seinen Gedanken
festgehakt hatte und daß er dieses Wort inzwischen bereits in seine
eigene Sprache übersetzt hatte, wodurch es sofort ungefährlicher
klang als im Deutschen. Er überlegte, ob das durch die letzte Silbe
kam. Nis*,
Nische, ein merkwürdig kurzes Wort, nicht gemein und scharf wie
manche anderen kurzen Wörter, sondern eher beruhigend. Etwas, in dem
man sich verbergen konnte oder etwas Verborgenes fand. In anderen
Sprachen gab es das nicht. Er versuchte, das Wort loszuwerden, indem
er schneller ging, doch es gelang ihm nicht mehr, nicht in dieser
Stadt, die davon durchtränkt war. Es hatte sich in ihm festgehakt.
In letzter Zeit ging ihm das so mit Wörtern, insofern war Haken der
richtige Ausdruck: Sie hakten sich in ihm fest. Und sie hatten einen
Klang. Selbst wenn er sie nicht laut aussprach, hörte er sie,
manchmal schien es sogar, als schallten sie. Sobald man sie aus der
Reihe der Sätze löste, in die sie gehörten, bekamen sie, falls man
dafür empfänglich war, etwas Angsterregendes, eine Fremdheit, über
die man besser nicht zuviel nachdachte, da sonst die ganze Welt ins
Wanken geriet.
*Nis
ist im Niederländischen die Endsilbe von geschiedenis,
zu deutsch Geschichte.
Cees
Nooteboom, Allerseelen,
Suhrkamp Taschenbuch, 1999, Frankfurt am Main