... salut de nouveau
Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.
Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,
und du läufst mir jauchzend entgegen.
...
Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!
Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.
Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,
und du läufst mir jauchzend entgegen.
...
Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!
Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)
Montag, 29. Oktober 2012
Träume eines Nachmittags II
Mittag, flimmernder Asphalt, eine lächerliche, einsame Pinie wie ein Regenschirm über dem eigenen Schatten. Im Autoradio die Tenebrae von Gesualdo, Schnee auf der Sierra Nevada, Hügel mit gefältelten Füßen, Felder voller kalkfarbener Steine. Huéscar, Castril, hoch über dem Dorf eine Heiligenfigur, man sieht die alljährliche Prozession vor sich. Ich kühle mir die Hände in einem Flüßchen und höre einen Vater rufen: "Laura, Laurita, vamos a comer", "komm zum Essen!", und dann will ich Laura, Laurita sein und ebenso achtjährig wie das Mädchen, das jetzt angelaufen kommt, und ich will in das kühle Haus gehen und mich an den Tisch setzen und die heißen Stunden des Nachmittags in einem Theater sich ineinanderschiebender Träume verschlafen, aber ich darf nicht schlafen und ich darf nicht träumen, ich drehe meine ewigen Runden in der sich ständig ändernden Landschaft, Tiscar, Quesada, Oliven, Oliven, Oliven, Kurven und Kurven, bis die Frau mit der Hacke auf der Schulter, die ich gerade noch unten sah, jetzt vor mir auf der Straße steht; wie eine Ziege ist sie den Hang hinaufgeklettert und hat so die lange Kurve abgeschnitten, und jetzt will sie mit und sitzt schweigend neben mir, das Gesicht hart und braun, scharfe Augen auf die Straße gerichtet, die Hacke noch immer auf der Schulter, einen Korb mit zugeknüpftem Tuch und einen Tonkrug zwischen den Füßen, für ihren Mann sei das, er ist schon den ganzen Tag da oben, sie bringt ihm immer zu essen, wenn sie unten fertig ist, und nachts bleibt er da, dann geht sie wieder zurück, es sind mehr als fünf Kilometer, wenn sie auf der Straße geht, aber manchmal klettert sie in direkter Linie nach oben, dann ist sie schneller, und als sie aussteigt, sehe ich den Mann in der Ferne stehen, gegen die Sonne sehe ich ihn, eine Zeichnung voll ausgelaufener Tinte, die Form eines Mannes zwischen den Formen von Schafen.
Cees Nooteboom, Die Kunst des Reisens, Schirmer / Mosel Verlag, 2004, München