... salut de nouveau

Wieder auf Reisen.
Du fragst oft nach mir.
Ich telephonier
noch vorm Zubettgehen mit dir.


Freu mich auf den Moment,
wenn ich steh in der Tür,

und du läufst mir jauchzend entgegen.

...

Und dann öffne ich meine Arme für dich.
Ja, dann öffne ich meine Arme für dich!


Dann öffne ich meine Arme, Gerhard Schöne (1992)


Sonntag, 28. Oktober 2012

[Vent]


Draußen war aus dem Wind Sturm geworden. Einen Moment lang dachte er, er könnte fliegen. Wie das wohl wäre? An all den hohen, mächtigen Häusern vorbei, nicht wie ein Vogel, sondern wie ein willenloser Gegenstand, ein Stück Papier, aufgenommen in das große Wehen, in das blasende, wirbelnde Geräusch, aller Worte dieses Abends ledig, zurück zu der früheren, so seltsamen und stillen Stunde, da jemand plötzlich vor ihm gestanden hatte in der Stille seines Zimmers, jemand, der ihn, dachte er jetzt, überwältigt hatte, der aber auch durch seine Vergangenheit gejagt und gestürmt war wie ein Orkan. Konnte das sein? In der kurzen Zeit? War jetzt etwas anderes angebrochen? An der Ecke Leibnizstraße konnte er sich kau auf den Beinen halten. Dieser Wind kam von der Ostsee oder von der Steppe irgendwo weit im Osten, von Ebenen, in denen man spurlos verschwinden konnte. Der Wind hatte alle Zweige in Peitschen verwandelt, die gegeneinander schlugen und dabei vor Schmerz wimmerten. Dieses Geräusch würde er noch die ganze Nacht hören.


Cees Nooteboom, Allerseelen, Suhrkamp Verlag, 1999, Frankfurt am Main