Er hat die Frau auf der Straße gesehen und ist mit ihr gegangen. Treppen, ein erniedrigtes Haus. Die Frau ist jung, die Wüste ist ihr Ursprung. Beide sind fremd in der Stadt, was sie verbindet, ist Verbannung, Aussonderung. Lust ist der Vorwand. Das andere bleibt, ein Gerücht zwischen Menschen. Sie kniet auf dem Bett, so daß er ihr Gesicht nicht mehr sieht, und streckt den Arm zur violetten Öffnung, in der er verschwinden soll. Sie sprechen kaum, und nicht in ihren eigenen Sprachen. Eine Frau aus einer Sandlandschaft, die ihren Durst bewahren kann. Aus dem Fremden macht man einen Hund oder einen Toten. Man behält das Gesicht für sich selbst und ist blind für das seine. Von allen Formen der Liebe ist die zwischen Unbekannten die rätselhafteste, und die überzeugendste. Sie geben einander der Stadt zurück, in der sie verschwinden müssen.
Cees
Nooteboom, Selbstbildnis eines Anderen, Suhrkamp Verlag,
1996, Frankfurt am Main